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Bulls Refinanzierungspläne schreiten voran

27.05.2004

Der angeschlagene Computerpionier Groupe Bull macht bei seiner Sanierung weitere Fortschritte: Am Dienstag stimmten die Aktionäre des französischen Serverherstellers und IT-Dienstleisters auf der Hauptversammlung dem im November 2003 vorgestellten Rettungsplan mehrheitlich zu. Daraufhin beantragte der Verwaltungsrat am gestrigen Mittwoch bei der französischen Börsenaufsicht Autorités des Marchés Financiers (AMF), die geplante Schuldumwandlung und Kapitalerhöhung zu genehmigen. Wird der Plan abgesegnet, will Bull bereits in der zweiten Junihälfte neue Aktien ausgeben.

Um den ehemaligen Staatskonzern vor dem Untergang zu bewahren, sind die privaten Gläubiger von Bull bereit, auf 90 Prozent ihrer Anleihen zu verzichten und den Rest in Bull-Aktien umzuwandeln. Der Konzern plant dazu, seine Marktkapitalisierung über eine drastische Senkung des Aktienwerts (von zwei Euro auf ein Cent je Anteil) von aktuell 340 Millionen Euro auf 1,7 Millionen Euro zu reduzieren. Anschließend sollen Gläubiger und Altaktionäre über eine zweistufige Kapitalerhöhung mit neuen Aktien ausgestattet werden. So wurde der Verwaltungsrat auf der Hauptversammlung autorisiert, das Aktienkapital auf maximal 4,4 Millionen Euro zu erhöhen. Das Kapital für den Umtausch von Anleihen in Firmenanteile soll auf maximal 3,7 Millionen Euro aufgestockt werden.

Diese Maßnahmen sind allerdings nur ein Teil einer umfangreichen Rettungsaktion: So darf Frankreich als Großaktionär und Gläubiger von Bull selbst keinen Schuldenerlass gewähren. Um dem Unternehmen dennoch zu helfen, will die französische Regierung aber Anfang 2005 eine Restrukturierungshilfe von rund 520 Millionen Euro zahlen. Im Gegenzug beteiligt der Hersteller den Staat mit bis zu 30 Prozent an künftigen Gewinnen. Ein entsprechender Antrag wird derzeit allerdings noch von der EU-Kommission geprüft (Computerwoche.de berichtete).

Wie Bull außerdem bekannt gab, wurde Interims-Chef Gervais Pellisier am Montag vom Verwaltungsrat als Chairman und CEO bestätigt. Gleichzeitig kündigten die Board-Mitglieder Gilles Cosson und Didier Pineau-Valencienne ihren Rücktritt an. Pineau-Valencienne sollte eigentlich die Nachfolge des Ende März überraschend verstorbenen Bull-Chefs Pierre Bonelli antreten. Der 73-jährige Ex-Chef von Schneider Electric hatte jedoch erst vor kurzem erklärte, er habe mit seinem Engagement für Bull lediglich Bonelli einen persönlichen Gefallen getan. Mit der Umsetzung des Refinanzierungsplans sehe er nun seine Mission bei Bull als beendet an. (mb)