EU-Kommission muss Plan absegnen

Bull wirft den allerletzten Rettungsanker aus

28.11.2003
MÜNCHEN (CW) - Das Schicksal des angeschlagenen französischen IT-Konzerns Groupe Bull steht wieder einmal auf des Messer Schneide: Wenn die EU-Kommission dem neuen Rettungsplan nicht zustimmt, ist der Konzern pleite.

Mit einer Kapitalerhöhung von 44 Millionen Euro, dem weitgehenden Verzicht des französischen Staats auf Rückzahlung der Kredite sowie einer drastischen Wertminderung der Unternehmensanleihen will die Groupe Bull ihren Fortbestand auch für das Jahr 2004 sicherstellen. Dem Konzern, der mit mehr als 700 Millionen Euro verschuldet ist, fehlt dafür noch die Zustimmung der EU-Kommission, die bis Jahresende erhofft wird. Pikant: Die Brüsseler Behörde hat im Fall Bull vor dem Europäischen Gerichtshof Beschwerde gegen Frankreich eingereicht, weil ein Staatskredit im Juni nicht fristgerecht beglichen worden war. Berichten zufolge erhielt das Unternehmen in den vergangenen zehn Jahren rund drei Milliarden Euro an Subventionen.

Alternativen zu dem jetzt eingereichten Sanierungsplan gibt es anscheinend nicht. Wenn Brüssel ablehne, sei der Bankrott unausweichlich, hieß es vom Bull-Management. Doch selbst der letzte Rettungsversuch bringt massive Einschnitte mit sich: Nicht nur der Staat soll 90 Prozent seiner 490 Millionen Euro Kredit abschreiben; von den Haltern der Bull-Anleihen wird ein Verzicht in gleicher Höhe gefordert. Wenn diese auf der Hauptversammlung am 11. Dezember zustimmen, will auch der Staat mitziehen.

Hinzu kommt als dritte Sanierungsmaßnahme eine Kapitalerhöhung von insgesamt 44 Millionen Euro, an der sich die Großaktionäre France Télécom, NEC, die deutsche Versicherung Debeka, Axa Private Equity und Artémis sowie etwa 350 Konzern-Manager beteiligen wollen. Einen kleinen Hoffnungsschimmer gibt es zudem für den angeschlagenen IT-Lieferanten: Im ersten Halbjahr 2003 hat Bull erstmals seit 1998 wieder einen Profit erwirtschaftet - 1,3 Millionen Euro bei Einnahmen von 733 Millionen Euro. (ajf)