Erste Eindrücke von Star Office 3.1 für Linux

Büro-Suite von Star Division soll Linux-Anwendungen bereichern

13.09.1996

Die Büro-Suite läßt sich über ein Installationsprogramm bedarfsgerecht einrichten. In einer zweistufigen Installation legt zuerst der Super-User "root" die Grundkonfiguration fest, danach führt jeder Anwender sein persönliches Setup durch. Star Office belegt zwischen 50 und 120 MB auf der Festplatte - hinzu kommen pro Anwender weitere bis zu 38 MB. Laut Hersteller sollten 16 MB Hauptspeicher ausreichend sein - ein zügiges Arbeiten werden aber wohl erst 32 MB oder mehr erlauben.

Zudem benötigt Star Office sowohl X11 als auch das ELF-System sowie die Motif-2.0-Bibliotheken. Letztere gibt es bisher nur zusammen mit der gesamten Motif-Entwicklungsumgebung für rund 240 Mark. Allerdings hat die in Fürth ansässige Suse GmbH eine CD angekündigt, die für 180 Mark ein Linux-Grundsystem, die Motif-2.0-Bibliotheken und die Star Office 3.1 enthalten soll. Die Motif-Bibliotheken sind dort ab 80 Mark erhältlich.

Die Office-Suite besteht aus "Starwriter", "Stardraw", "Starcalc" und wird ergänzt vom Formeleditor "Starmath" sowie den Programmen "Starimage" zur Bildbearbeitung und "Starchart" zur Diagrammerstellung. Zusätzlich sind ein Dokumenten-Manager sowie eine Sammlung von Cliparts und Schrifteffekten verfügbar. Eine Online-Hilfe in Hypertext und eine ausführliche Dokumentation erleichtern dem weniger erfahrenen Anwender das Arbeiten. Die Dokumentation ist in Form mehrerer Online-Handbücher in Adobes PDF-Format abgelegt, wobei sich die Dateien mit dem X-Tool "Xpdf" bequem lesen lassen.

Nachahmung des OLE-Konzepts

Insgesamt unterscheidet sich Star Office 3.1 für Linux hinsichtlich Erscheinungsbild und Funktionsumfang nicht von den Versionen für andere Plattformen. So ermöglichen auch hier Filter für den HTML-Import und -Export die Internet-Integration der Suite-Komponenten und damit das Online-Publishing. Ein Browser mit HTML-3.0-Support ist eingebaut. Die Unterstützung von Netscapes Plug-in-Architektur und Java-Applets ist noch in Vorbereitung.

Bemerkenswert bei der Linux-Version ist die Nachahmung von Microsofts OLE-Konzept. Vom Betriebssystem Linux selbst nicht zur Verfügung gestellt, mußte dessen Funktionalität von den Entwicklern für Star Office nachgebildet werden. Entsprechende Möglichkeiten des Datenaustauschs gibt es für Copy and Paste, Drag and Drop, über gelinkte Dokumente bis hin zu eingebetteten Objekten und Dateien. Als Gesamteindruck kann von einem leistungsfähigen, sehr homogenen Programmpaket gesprochen werden - nicht zuletzt auch im Hinblick auf den Zugriff auf gemeinsame Bibliotheken. Laut Hersteller verwenden alle beteiligten Applikationen bis zu 60 Prozent gemeinsamen Code.

Eine Testversion läßt sich kostenlos aus dem Internet unter http://www.stardiv.de herunterladen. Die Web-Site bietet auch die Möglichkeit, Fehlerberichte zu hinterlegen.

*Christoph Woltersdorf ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität München.