Bürgel ersetzt Host durch Linux-Cluster

03.05.2006
Von Martin Ortgies

Zudem war der Mainframe nicht redundant ausgelegt, eine ausreichend hohe Verfügbarkeit deshalb nach Meinung der Verantwortlichen nicht gesichert. Darüber hinaus wurde es immer schwieriger, Mainframe-Experten zu finden. Auch die Abhängigkeit von einem Dienstleister, der den Host in seinem Rechenzentrum betrieb, wäre Bürgel mit dem Mainframe erhalten geblieben.

Als Alternativen prüfte das IT-Team einerseits IBMs "i-Series" (vormals AS/400) und andererseits ein Storage Area Network (SAN) auf Basis von geclusterten Intel-Servern unter Linux. Für die i-Series mangelte es an einschlägigen Kenntnissen; mit einem Adress-Suchsystem auf Basis eines Linux-SAN hatte Bürgel dagegen bereits gute Erfahrungen gemacht. Die Entscheidung fiel schließlich zugunsten des Linux-Clusters. Dabei fungieren zwei Itanium-basierende Rechner als Datenbank-Server (siehe Grafik). Als Betriebssystem nutzt Bürgel den "Suse Linux-Enterprise Server" (SLES) in den Versionen 8 und 9.

Im September 2003 begann das Linux-Migrationsprojekt mit der Vorgabe, die Umstellung bis zum Jahresende 2005 abzuschließen. Siebertz: "Um das Projekt zu stemmen, haben wir von Anfang an Externe ins Projektteam geholt." Die Unternehmensberatungen Itgain und Cimt waren in Spitzenzeiten mit zwölf Mitarbeitern tätig. Mit ihrer Hilfe erstellte Bürgel Vorstudien und Analysen, um die Risiken des Umstellungsprozesses zu minimieren.

Software-Tools

Als Hürde erwies sich der Mangel an verfügbaren Programmhilfen für die Migration. "Wir haben viele Tools dann selbst entwickelt", berichtet Siebertz. Auf diese Weise konnten etliche Programme und mehrere tausend Batch-Jobs übernommen werden, ohne diese manuell zu ändern. So gab es etwa kein Transaktionssystem, dass die IBM-Datenbanktechnik IMS so abbildete, wie sie benötigt wurde. Der Dienstleister Itgain entwickelte deshalb mit dem Transaktionsmonitor "TRX-Engine" ein eigenes Tool. Batch-Jobs werden in der neuen Installation mit Hilfe des JCL-Interpreters "J2U" ohne Änderungen der Job Control Language (JCL) unter Linux ausgeführt. Mit Hilfe der Open-Source-Systeme "Eclipse" und "Subversion" baute Bürgel die Entwicklungsumgebung neu.