Bifoa vergleicht Datenübertragung in unterschiedlichen Wählnetzen:

Btx- in puncto DÜ-Kosten nicht zu schlagen

05.07.1985

Von Dipl.-Kfm. Bernhard Langen, Bereichsleiter Telekommunikation am Bifoa in Köln

Seit Anfang des Jahres führt das Betriebswirtschaftliche Institut für Organisation und Automation an der Universität zu Köln (Bifoa) im Auftrag der Deutschen Bundespost das Projekt Adabix (Anwendungsplanungen von Datex-P und Btx-Nutzern im geschäftlichen Bereich) durch. Im Rahmen dieses Projekts wurde auch ein Vergleich der Datenübertragungskosten in alternativen Wählnetzen der DBP durchgeführt.

Grundlage der Berechnungen war die in Zusammenarbeit mit dem Bifoa in der Rewe-Handelsgruppe realisierte Btx-Rechnerverbundanwendung "Bestellabwicklung der Rewe-Einzelhändler im Obst- und Gemüsebereich". (Eine Veröffentlichung dieser Studie zu den Datenübertragungskosten befindet sich in Vorbereitung).

Ermittelt wurden die monatlichen Datenübertragungskosten (Gebührenübernahme am zentralen Rechner) sowie die fixen monatlichen Netzzugangskosten

a) für insgesamt 300 dezentrale Teilnehmer

b) für einen zentralen Informationsanbieter sowie

c) die monatliche Gesamtsumme aus a) + b)

Folgende Wählnetze mit folgenden Geschwindigkeitsklassen wurden in die Untersuchung mit einbezogen:

1. Btx

2. Fernsprechnetz 1200/75 bps (bit per second)

3. Datex-P PAD Anwahl 1200/75 bps

4. Datex-P mit X.25 im Endgerät 2400 bps

5. Datex-L 300 bps und 2400 bps

mit Verbindungsabbau

ohne Verbindungsabbau

Ermittelt wurden ferner die Kosten, die in den jeweiligen Entfernungszonen entstehen.

Zur exakten Ermittlung der Datenübertragungskosten war es notwendig, "bis in das letzte Byte" zu ermitteln, was denn eigentlich an Datenübertragungsvolumen bei welchem Wählnetz über die Leitung geht, da die unterschiedlichen Netzalternativen sehr unterschiedliche Optimierungsmöglichkeiten bezogen auf eine Minimierung des DÜ-Volumens bieten. So wurde zum Beispiel die Btx-Rechnerverbundanwendung sehr exakt auf der Basis einer Trace-Auswertung analysiert.

Das Ergebnis - siehe Tabelle - überrascht nicht: Btx stellt unter gewissen Voraussetzungen die mit weitem Abstand kostengünstigste Datenübertragungsalternative für sehr viele Dialoganwendungen dar.

Die hier ausgewählte Anwendung kann sicherlich von ihrer Struktur her als idealtypische Btx-Anwendung bezeichnet werden. Insofern muß einem Einwand, daß diese Ergebnisse ja nicht ohne weiteres übertragbar seien, stattgegeben werden. Kostenvergleichsrechnungen sind aber immer nur fallspezifisch aussagefähig.

Die Relevanz dieser Ergebnisse wird aber besonders dann deutlich, wenn darauf hingewiesen wird, daß dieser analysierte Anwendungstyp eben nicht einen Einzelfall darstellt, sondern mit geringen Abweichungen in der Struktur und im Ablauf in vielen Unternehmungen identifiziert werden kann.

Unsere bisherigen Erkenntnisse im BTXIS-Projekt zeigen eindeutig, daß Dialog-Btx-Rechnerverbundanwendungen sehr ähnliche Strukturmerkmale aufweisen. Damit kann auch die Zielgruppe, für die solche Anwendungen entwickelt werden, hingewiesen werden. Unter der berechtigten Annahme, daß für die Btx-geeignete Nutzergruppe im Bereich der geschäftlichen Kommunikation bisher keine adäquate und kostengünstige Netzstruktur zur Verfügung stand, muß festgehalten werden, daß unmittelbar zirka 1,5 Millionen Nutzer als potentielle Nachfrager nach solchen Anwendungen in Frage kommen. Damit ist dieses Potential etwa vier mal so groß wie die aktuelle Anzahl der Nutzer im klassischen Datenfernverarbeitungsbereich.

Daß Btx die mit Abstand kostengünstigste Netzalternative darstellt liegt vor allem in der aufwendigen Netzinfrastruktur begründet, die die DBP den Anwendern zur Verfügung stellt. Im Zusammenspiel zwischen Verbundrechnern und Externen Rechnern und unter Ausnutzung aller Optimierungsmöglichkeiten, die die EHKP-Protokolle bieten (PI-Handling und Format-Service) ergeben sich Kosteneinsparungsmöglichkeiten, die professionelle DFV-Nutzer bisher nur mit einer wesentlich kostenintensiveren und zum großen Teil auch aufgrund einer unternehmungsspezifisch aufgebauten Datenübertragungsinfrastruktur ausnutzen konnten. Hinzu kommen die konkurrenzlos günstigen fixen monatlichen Netzzugangskosten.

Wir hoffen, daß dieses Ergebnis von einer Versachlichung der Diskussion über Btx beitragen kann. Kritiker des Btx-Systems sollten aufhören, nur die zugegebenermaßen noch unbefriedigenden Teilnehmerzahlen im öffentlichen System anzuprangern und vielmehr berücksichtigen, welche aufwendige, leistungsfähige und auch kostengünstige Datenübertragungsinfrastruktur Btx darstellt. Gerade unter Mittelstandsaspekten gewinnt dieser Punkt zunehmend an Bedeutung.