Bundespost setzt auf Billig-Terminals als Stimulans für das "neue" Medium:

Btx-Endgeräte geraten weiter unter Preisdruck

21.11.1986

MÜNCHEN - Die Preisspirale auf dem Markt für Btx-Endgeräte und

-Adapter dreht sich nach unten: Nach Loewe Opta, dem Pionier auf diesem Terrain, und Siemens denken jetzt auch andere Terminal-Hersteller über Möglichkeiten nach, ihre Btx-Produkte günstiger anzubieten. Fakten schaffen will derzeit allerdings kein Unternehmen: man hält sich vorerst noch bedeckt.

Rechtzeitig zur diesjährigen Orgatechnik reduzierte die Kronacher Loewe Opta GmbH die Preise für das Profi-Dialogterminal BBT 715 sowie für das Btx-Farbfernsehgerät M 15. Die Münchner Siemens AG reagierte prompt und bietet seine Bitels jetzt für 2100 Mark an. Dagegen hält die Commodore Büromaschinen GmbH: "Wir machen da nicht mit!"

Welche Entwicklung der Btx-Markt tatsächlich nehmen wird, hängt indes entscheidend von der Politik der Deutschen Bundespost ab. Den ersten Preisruck nach unten hat das Ministerium bereits mit dem Kaufauftrag über 50000 Multitels ausgelöst. Die Auswirkungen der Post-Strategie "Multi-Sell bei Multitel" schätzt auch Heinz A. Gartner, Btx-Projektleiter beim Kölner Betriebswirtschaftlichen Institut für Organisation und Automation (Bifoa), positiv ein: Die Preise für einfache Abrufterminals werden mehr und mehr bröckeln, denn bei vergleichbarer Funktionalität der Endgeräte wird sich der günstigste Anbieter durchsetzen. "Siemens und Loewe haben hier einen ganz klaren Trend gesetzt", konstatiert Gartner.

Doch im Augenblick fällt es den Btx-Konkurrenten noch schwer, ihre Konfigurationen billiger anzubieten. So erklärt die Sprecherin der Paderborner Nixdorf Computer AG, derzeit bestünde "keine Veranlassung, die Preise zu senken".

Bei dem Gesamtkonzept BT01 Modell Manager mit Bildschirmemulation für das System 8870 handele es sich um eine spezialisierte Anlage; die Leistung des Gerätes rechtfertige durchaus die Anschaffungskosten. Auf hohe Qualität pocht ebenfalls der Vertriebschef der Mupid Computer, Gerhard Tretau. Preisänderungen sind im Moment kein Thema für den Anbieter von Btx-Endgeräten aus München. Das Unternehmen habe keine Auslaufmodelle auf Lager, deren rascher Absatz forciert werden müsse, und "unter Gestehungskosten zu verkaufen ist doch sinnlos" räumt der Vertriebsleiter weiter ein.

Zurückhaltung allerorten

Auch die deutsche Tochter der NCR Corp. sieht keine Notwendigkeit, ihren Btx-fähigen PC4i billiger zu verkaufen. Das große Interesse an diesem System, erklärt ein Sprecher der Augsburger GmbH, erlaube ein Preisniveau, das nicht nach unten korrigiert werden müsse. Ähnlich selbstbewußt präsentiert sich Karl Wilhelm Stolz, Marketing-Veraratwortlicher der Philips Kommunikations Industrie AG. Für die gleiche Leistung weniger Geld zu verlangen, scheint ihm unangemessen, wenngleich Stolz sowie sein Kollege bei der Standard Elektrik Lorenz AG, Theodor Ruiter, konzediert, langfristig wird für den Btx-Endgeräte-Anwender die Anschaffung eines solchen Systems günstiger werden. Vorerst wollen jedoch beide Unternehmen den Kelch revidierter Preiskalkulation an sich vorübergehen lassen.

Nicht weniger sibyllinisch ist die Antwort der Triumph-Adler AG: Zwar könnten sinkende Preise die Nachfrage nach Btx-Endgeräten stimulieren, doch für die Olivetti-Tochter ist die Erwägung unerheblich, denn "wir bieten bereits die preiswertesten Btx-Systeme an", meint Pressevertreter Karl-Heinz Rumpf.

Grundig AG räumt Handlungsbedarf ein

Allein bei der Fürther Grundig AG bekennt man sich gegenwärtig zu Überlegungen über die künftige Preisgestaltung der PM 015 und der PCT 100. "Im Moment befinden wir uns noch in einer Beratungsphase", erklärt Btx-Produktmanager Uwe Ühlken; daß aber beim Verkaufswert

"dringend irgend etwas gemacht werden muß", steht für die Elektrofirma aus dem Fränkischen fest.

Sprachlosigkeit herrscht einzig bei Telenorma sowie bei den Blaupunkt-Werken in Hildesheim. Sprecher beider Endgeräte-Anbieter verzichten ausdrücklich auf Kommentare.

Im Bereich der Adapter überwiegt augenblicklich ebenfalls noch Zurückhaltung. So erachtet Tilman Traut von der Eurokey Tastaturen GmbH, einem Rafi-Vertriebspartner Preisherabsetzungen derzeit als indiskutabel, "weil die Kalkulation bereits auf niedrigen Einkaufspreisen für Eurom-Chips basiert". Man habe von Anfang an "hoch gepokert", und nun müsse sich der Preis zunächst einmal rentieren. Das Unternehmen hat die Gewinnzone erreicht, sobald 5000 seiner Decodertastaturen DT-03, DT-04 und DT-05 verkauft sein werden. Derzeit liegt die Verkaufsziffer bei rund 3000 Einheiten.

Für Herbst 1987 prognostiziert auch Eric Danke, Referatsleiter Btx im Bundespostministerium, Bewegung auf dem Decodermarkt. Hier will die Bonner Behörde ebenfalls wieder in das Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage eingreifen. Die Kronacher Loewe entwickelt mit Unterstützung der Post einen neuen Decoder, dessen Einführung nach Dankes Einschätzung eine weitere Runde der Preisnachlässes einläuten könnte.

Wenn es allerdings nach Loewe Pressechef Jürgen Kindervater geht, soll nun auf dem Btx-Endgeräte- und Adapter-Markt zunächst einmal Ruhe einkehren. Befragt nach künftigen Trends, kontert er mit der Gegenfrage: "Welches Unternehmen wird denn erneute Preisreduzierungen in Aussicht stellen und sich dadurch den derzeitigen Absatz blockieren?"