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BT und AT&T verkünden Concert-Schluss

16.10.2001
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MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - British Telecom und AT&T gaben heute offiziell die Schließung ihres Gemeinschaftsunternehmens Concert bekannt. Die beiden Carrier erklärten, das Joint-venture entspreche nicht mehr den gegenwärtigen Bedingungen des TK-Marktes. Um die Interessen von Kunden, Aktionären und Mitarbeitern zu schützen, habe man deshalb entschieden, es aufzulösen. Die Unternehmen wollen sich dabei bemühen, den Kunden einen sanften Übergang zu ermöglichen. Bis zu 2300 der rund 6300 Concert-Mitarbeiter droht dagegen eine harte Landung auf der Straße.

AT&T und BT einigten sich darauf, ihre jeweils beigesteuerten Unternehmenswerte sowie die dazugehörigen Kunden und Lieferverträge wieder zurücknehmen. Im Rahmen der beschlossenen Rückführung erhalten die Briten die Managed-Services-Netzinfrastruktur in Europa, Afrika, dem Mittleren Osten und Nord- und Südamerika. AT&T verbleibt das Asien-Pazifik-Netz. Das Unterwasserkabelgeschäft wird aufgeteilt. Ähnliches passiert mit dem Betriebskapital und anderen Verpflichtungen des ehemaligen Gemeinschaftsunternehmens. Bedingt durch die ungleiche Verteilung der Geschäfte zahlt der US-Carrier zusätzlich 400 Millionen Dollar an BT. Für den Fortbestand laufender und zukünftiger Services nach der Auflösung sollen Verträge zwischen den beiden Firmen sorgen. In den nächsten zwei Jahren erhält der britische TK-Konzern von AT&T für die Bereitstellung von Diensten netto mindestens 370 Millionen Dollar. Die beiden Carrier

erklärten außerdem, sie werden viele der 6300 Concert-Mitarbeiter übernehmen. Ein Drittel will der britische TK-Konzern beschäftigen, die Hälfte davon stammt aus dem Bereich Kundenbetreuung. Die mit der Streichung von insgesamt bis zu 2300 Stellen verbundenen Kosten wollen sich die ehemaligen Kooperationspartner teilen.

Die beiden Konzerne einigten sich außerdem darauf, ihr kanadisches Joint-venture zu beenden. BT wird damit von der Verpflichtung entbunden, alle frei gehandelten Aktien von AT&T Canada zu erwerben. Im Rahmen des Vertrages hätte das Unternehmen dazu rund 1,06 Milliarden US-Dollar aufbringen müssen. Die Briten planen jetzt, den Buchwert der Investitionen in Concert und AT&T Kanada als Verluste abzuschreiben. Diese beliefen sich im Juni 2001 auf 1,96 Milliarden beziehungsweise 507 Millionen Dollar. Davon will das britische TK-Unternehmen bereits im zweiten Fiskalquartal (Ende: 30. September) eine Belastung von rund 1,7 Milliarden Dollar ausweisen. In der zweiten Hälfte des Geschäftsjahres soll zudem eine Abschreibung in Höhe von rund 290 Millionen Dollar folgen. AT&T wiederum erwartet durch die Concert-Auflösung im dritten Quartal eine Belastung von 3,5 Milliarden Dollar. Weitere 1,8 Milliarden Dollar Verlust will der US-Konzern im Zusammenhang mit AT&T

Kanada abschreiben.

Mit der Rückführung des unprofitablen Concert-Teils sieht BT auch über die Hälfte der Verluste auf sich zukommen. Das glücklose Joint-venture wird im Kalenderjahr 2001 voraussichtlich einen operativen Verlust von 800 Millionen Dollar schreiben. Gleichzeitig arbeitet das TK-Unternehmen an einem Restrukturierungsplan um das Geschäft bis Ende 2003 wieder in die Gewinnzone zu bringen. AT&T dagegen will seine Concert-Teile mit dem vor zwei Jahre von IBM übernommenen weltweiten Netzwerkgeschäft kombinieren. Resultat wäre ein Netz, das mehr als 850 Städte und über 60 Länder außerhalb der USA bedient.