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Brüssel: Auch VDSL muss reguliert werden

27.12.2005
Die Deutsche Telekom muss nach einer Entscheidung der Europäischen Kommission ihr geplantes Glasfasernetz für Wettbewerber öffnen.

"Ich begrüße es, dass die deutsche Regulierungsbehörde VDSL nun in den Bitstrom-Zugangsmarkt einbezieht", teilte EU-Medienkommissarin Viviane Reding am Freitag in Brüssel mit. Dadurch erhielten die Wettbewerber der Deutschen Telekom Zugang zu den neuen Infrastrukturen, wann immer dies erforderlich sei.

Die Behörde folgt damit einer Entscheidung der Bonner Bundesnetzagentur, die sich für eine teilweise Regulierung des Hochgeschwindigkeitsnetzes ausgesprochen hatte. Die Telekom hingegen fordert von der Aufsicht befreit zu werden. Der Konzern will für drei Milliarden Euro ein VDSL-Netz bauen, um die Basis für so genannte Triple-Play-Angebote zu schaffen. Diese erlauben ein Bündelangebot von Telefonie, Internet und Medieninhalten. Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke hatte im November den Ausbau des Glasfasernetzes und neue innovative Dienste in 50 deutschen Städten angekündigt. Zur Fußball-WM 2006 sollen bereits zehn Städte angeschlossen werden.

Der Vorstandsvorsitzende hatte noch am Montag bei einem Treffen mit Reding für eine Befreiung von der Regulierung geworben. Anschließend erklärte der Konzern, dass eine Regulierung nicht in Frage komme. Ein Sprecher unterstützte diese Forderung am Freitag. Unterstützung hatte Ricke von der neuen Bundesregierung erhalten, die im Koalitionsvertrag eine Befreiung von der Aufsicht zugesagt hatte. Die EU hatte dies massiv kritisiert.

Die Bundesnetzagentur und die EU-Kommission hatten sich Mitte Dezember darauf geeinigt, dass das VDSL-Netz teilweise reguliert wird. Das Glasfasernetz soll in die Marktanalyse mit einbezogen werden, wenn dadurch herkömmliche DSL-Anschlüsse ersetzt werden. Ausgeklammert werden vorerst Produkte, die nur mit der hohen Bandbreite des Glasfasernetzes möglich sind. Die Entstehung dieses Marktes soll erst abgewartet werden, bevor eine Regulierung stattfindet.

Führende Wissenschaftler befürchten durch den Bau des Glasfasernetzes ein neues Monopol der Telekom. Da der Marktführer den Netzzugang beim Breitband immer noch dominiere, müsse der Zugang für Wettbewerber auch bei der Glasfaser durch Regulierung gesichert werden, schreibt der Wissenschaftliche Arbeitskreis für Regulierungsfragen (WAR) in einer Stellungnahme für die Bundesnetzagentur zum Glasfaserbau der Telekom, die der dpa vorlag. (dpa/tc)