Brocade schnappt sich Foundry Networks

22.07.2008
Der Hard- und Softwarehersteller macht knapp drei Milliarden Dollar locker, um den Unternehmens-Netzausrüster zu übernehmen.

Für jede Foundry-Aktie bietet Brocade 18,50 Dollar in bar plus knapp ein Zehntel einer eigenen Aktie. Das macht zusammen etwa 19,25 Dollar, ein saftiges Aufgeld auf den Foundry-Schlusskurs von 8,27 Dollar vor der Ankündigung. Brocade stellt Hardware und Software her, um Server mit Datenspeichern zu verbinden (Storage Area Network, kurz SAN). Foundry bietet Router und Switches für Unternehmensnetze an. Durch den Zusammenschluss, der voraussichtlich im vierten Quartal vollzogen wird, soll ein mächtigerer Konkurrent zum Netzprimus Cisco Systems entstehen.

Wachstum im Visier

Brocade will die Übernahme mit Bargeld beider Unternehmen plus Krediten im Volumen von etwa 1,5 Milliarden Dollar finanzieren. Anders als beim Kauf von McData im Jahr 2006, wo es viele Überlappungen in den Produktportfolios gab und Einsparungen im Vordergrund standen, gibt es diesmal andere Prämissen. "Es geht nicht um Kostensynergien, sondern um Wachstum", erklärte Foundry-Chef Bobby Johnson. Daher sind auch nach Abschluss des Geschäfts keine Entlassungen geplant.

Die künftige Rolle von Johnson ist noch ungewiss, sein Verbleib im Unternehmen steht aber fest. Den kombinierten Konzern soll Brocade-Chef Michael Klayko führen. Foundry wurde 1996 gegründet, ging 1999 an die Börse und beschäftigt rund 1100 Mitarbeiter. Der Anbieter meldete auch vorläufige Zahlen für sein zweites Fiskalquartal und wies dabei auf Basis von 160,7 Millionen Dollar Umsatz (Vorjahresquartal: 143,2 Millionen Dollar) einen Nettogewinn von 18,3 Millionen Dollar (Vorjahreszeit: 15,6 Millionen Dollar) aus.

Mit der von Foundry übernommenen Technik positioniert sich Brocade als Komplettanbieter von Netzausrüstung für Unternehmen und Service-Provider mit einem Portfolio, das sich vom Internet über Wide- und Local Area Networks (WAN/LAN) bis ins Rechenzentrum erstreckt. Speziell in den Bereichen LAN und Data Center kommen meist noch unterschiedliche Techniken zum Einsatz. Mittelfristig wird aber eine Konvergenz in Richtung Ethernet auf Basis des noch im Entstehen befindlichen Standards Fibre Channel over Ethernet (FCoE) erwartet. Foundry gehört zu der Handvoll Ethernet-LAN-Ausrüster, die sich im Schatten von Cisco halten konnten. Cisco und Brocade nähern sich der Konvergenz von Firmennetz und Rechenzentrum aus entgegengesetzten Richtungen und nutzen auf dem Weg zu FCoE nach Angaben des Analysten Greg Schulz von StorageIO verschiedenen Interims-Techniken.

Vertrieb wie gehabt

Brocade ist auch außerhalb der USA sehr präsent, Foundry hat bis dato besonders bei den öffentlichen Händen in den Vereinigten Staaten eine starke Stellung. Brocade wird weiterhin primär über Verträge mit OEMs (Original Equipment Manufacturers) verkaufen, Foundry bleibt bei Direktverkauf und Handelspartnern. Zumindest in einem Fall könnte dies zu Konflikten führen - Hewlett-Packard (HP) ist Brocade-OEM und gleichzeitig LAN-Mitbewerber von Foundry.

(tc)