E-Commerce und Content-Management kombiniert

Broadvision kauft mit Interleaf XML-Wissen ein

04.02.2000
MÜNCHEN (fn) - Für 877 Millionen Dollar kauft der Spezialist für E-Commerce-Software Broadvision die Firma Interleaf. Broadvision kann so seine Web-Shop-Produkte mit der Content-Management- und XML-Technik von Interleaf ergänzen.

Mit der Übernahme reagiert Broadvision auf die steigende Nachfrage nach Lösungen, die auf der flexiblen Auszeichnungssprache Extensible Markup Language (XML) basieren. Außerdem benötigen große Web-Shops zunehmend eine Kombination aus E-Commerce-Software und Verwaltungswerkzeugen für Internet-Inhalte. Über beides verfügt Interleaf. Die Firma gilt als einer der Pioniere des Dokumenten-Managements und hatte sich in letzter Zeit ganz der Entwicklung von XML-Lösungen verschrieben. Ein Produkt dieser Initiative: die Content-Management-Plattform "Bladerunner".

Mit der XML-Technik von Interleaf lassen sich Inhalte aus verschiedenen Quellen für eine Reihe von Endgeräten und Ausgabeformaten aufbereiten, beispielsweise für Mobilfunktelefone, Handheld-Computer, Internet-fähige Fernseher, aber auch CD-ROMs und Papierformulare. "Insbesondere die Fähigkeit, Inhalte für mobile Endgeräte bereitzustellen, macht den Deal wertvoll für Broadvision", meint Charles Abrems, Senior Analyst bei der Gartner Group. Außerdem stärke Broadvision mit der Übernahme seine Position gegenüber dem Konkurrenten Vignette. Dieser verfügt bereits über XML-Know-how und versucht, in Broadvisions Domäne der Personalisierung von Websites einzudringen. Vignette übernahm hierzu Anfang dieses Jahres Datasage, eine Firma, die Online-Marketing- und Personalisierungstechnologie entwickelt.

Auch andere E-Commerce-Anbieter haben sich Content-Management- sowie XML-Know-how zugelegt. Broadvision-Konkurrent Open Market schluckte im vergangenen Oktober die Softwareschmiede Futuretense, und Intershop schloss im Dezember ein Kooperationsabkommen mit dem Content-Spezialisten Interwoven.

Zu Broadvisions Kunden zählen vor allem große Unternehmen wie Fluggesellschaften, Banken und Telekommunikationsfirmen. Die E-Commerce-Lösung "One-to-One" gilt als einer der Vorreiter in Sachen Personalisierung, erfordert allerdings auch umfangreiche Konfigurationsarbeiten. Gleichzeitig enthält das Produkt einen Web-Shop, mit dem sich Online-Geschäfte einrichten lassen. Der Metro-Konzern gehört zu den deutschen Kunden des Unternehmens.