TK-Anbieter gibt AT&Ts Unix V Vorzug vor OS2

British Telecom befreit sich aus proprietärer Abhängigkeit

26.01.1990

LONDON (IDG) - British Telecom (BT) hat den herstellerspezifischen Systemen den Kampf angesagt.

Das Unternehmen will sich in seiner DV/Org.-Abteilung sukzessive aus der Abhängigkeit von einzelnen Anbietern befreien und statt dessen auf eine offene, heterogene Umgebung setzen.

"BT wird zu IBM nicht mehr nur Ja und Amen sagen. Die einzige Option für die Zukunft ist eine herstellerunabhängige, offene Netzwerk-Architektur", dokumentierte John Spackman, IS-Direktor von British Telecom, seine Entschlossenheit, neue Wege zu gehen.

Der britische Anbieter von Telekommunikationsdiensten reagiert mit dem Bekenntnis zu offenen Systemen auf die veränderte Situation im TK-Geschäft, neue technische Entwicklungen sowie den steigenden Bedarf an Applikationen.

Die Umstrukturierung des gesamten Systems wird nötig, weil die 57 Mainframes von IBM, DEC, ICL und Amdahl sowie über 60000 PCs und Terminals untereinander kaum kompatibel und als "Inseln" dem Wachstum und der Komplexität der Applikationen nicht länger gewachsen sind. Spackman will das Problem jetzt lösen, indem alle Rechner durch ISO-Standards und einheitliche Entwicklungsumgebungen zu einer Einheit verbunden werden sollen.

Unternehmensweit haben die Experten jetzt damit begonnen, eine Migration der Systeme auf Unix und das Datenbank-Management-System Oracle vorzunehmen. Die Entscheidung für das Unix System V von AT&T traf der IS-Direktor, weil seiner Ansicht nach Unix nicht nur im Workstation-, sondern auch PC-Bereich über OS/2 siegen werde. Einzig im Mainframe-Sektor erhält IBM bei BT noch eine Gnadenfrist. Der Grund: Unix-Implementationen auf die Hosts werden sich in der IBM-Umgebung so schnell nicht noch realisieren lassen.

Obwohl BT bei den Großrechnern vorerst noch von IBM abhängig bleibt, hat auch Big Blue von Spackman einen Schuß vor den Bug bekommen. Trotz seines Interesses für IBMs Entwicklungsstrategie AD/Cycle erteilte er dem Konzept eine Abfuhr, da es BT zu sehr an SNA binde. Es sei erst dann ein Thema, wenn es eine Multihost- und offene Umgebung gewährleiste.