Ausländische Anbieter sehen ihre Chance:

Britische SW-Industrie schwach auf der Brust

27.06.1986

LONDON (CWN) - Die britische Software-Industrie muß etwas für ihr Image tun. Immer stärker fallen die Engländer hinter die führenden Nationen USA, Japan und Frankreich zurück, mit einem weiteren Verlust von Marktanteilen ist zu rechnen. Zu diesem Resultat kam jetzt der Advisory Council for Applied Research and Technology (Acard) in einer Untersuchung, deren Ergebnis auch Premierministerin Margaret Thatcher mitgeteilt wurde.

Nur etwa zwei bis drei Prozent werden im internationalen Markt getätigt, den Experten mit einem jährlichen Wert von 40 Milliarden US-Dollar angeben.

Das mit etwa 300 Millionen Dollar pro Jahr bezifferte Handelsdefizit im Bereich Software dürfte bis 1990 auf drei Milliarden Dollar anwachsen. Ausländische Hersteller und multinationale Konzerne, so fürchten Branchenkenner in London, könnten bis zu diesem Zeitpunkt den englischen Markt völlig dominieren.

Um diese Entwicklung zu stoppen, hält Acard der heimischen DV-Industrie zunächst einmal den Spiegel vor: Die britischen SW-Anbieter seien zu klein, außerdem konzentrierten sie sich zu stark auf ausgereizte Produkte und Marktbereiche. Auch werde nicht genügend in Forschung und Entwicklung investiert.

Für die Zukunft schlägt die Beratungsstelle den betroffenen Unternehmen vor, sich stärker auf netzwerkorientierte Systeme für den Export zu verlegen oder sich völlig auf den inländischen Softwaremarkt zu beschränken. Im schlimmsten Fall sei es vorstellbar, den gesamten kommerziellen Bereich der Konkurrenz aus dem Ausland zu überlassen und sich vollständig auf militärische Projekte zu konzentrieren.