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Britische Mobilfunker sind im Auktionsfieber um UMTS-Lizenzen

12.04.2000
Auch dem rot-grünen Haushalt winken Milliarden

LONDON (COMPUTERWOCHE) - Der britischen Regierung steht ein unerwarteter Geldsegen ins Haus. Bei der Versteigerung der Lizenzen für die Mobilfunknetze der dritten Generation (Universal Mobile Telecommunications = UMTS) bieten die acht Interessenten höher als erwartet. Während die Regierung nur mit einem Erlös von drei Milliarden Pfund rechnete, stand die Summe der Gebote zuletzt bei 16 Milliarden Pfund.

Neidvoll dürfte Finanzminister Hans Eichel derzeit auf seinen britischen Kollegen schielen - in Deutschland findet die UMTS-Auktion erst im Früsommer statt. Die Gebote liegen nämlich nach Meinung von Branchenkennern weit über dem, was normalerweise Lizenzgebühren dem Staatssäckel einbringen. Eine Erklärung dafür liegt im Potenzial der Mobilfunknetze der dritten Generation: Sie sollen neben Telefonaten Videoübertragungen und den schnellen, mobilen Internet-Zugang ermöglichen. Abzuwarten bleibt allerdings, ob die Mobilfunkbetreiber in spe später die Kosten auf die Tarife draufschlagen und damit der Kunde die Zeche zahlt.

Für die sogenannte B-Lizenz liegt das höchste Gebot mittlerweile bei über vier Milliarden Pfund. Um diese größte Lizenz steigern British Telecom und Vodafone Airtouch. Bei der A-Lizenz, die an einen Neueinsteiger im britischen Markt vergeben wird, führt NTL Mobile, ein Joint Venture aus NTL und France Télécom, die Liste der Bieter mit 3,24 Milliarden Pfund an. Bei den kleineren D- und E-Lizenzen betragen die Gebote um die 2,85 Milliarden Pfund. Hier liegen die spanische Telefonica und die Telekom Tochter One-2-One erfolgreich im Rennen.

Angesichts des Auktionsfiebers in Großbritannien erscheint der vom Bundesfinanzministerium erwartete Auktionsgewinn von 1,45 Milliarden Mark stark untertrieben. Experten rechnen damit, dass die Versteigerung der fünf Lizenzen Finanzminister Eichel mindestens 40 Milliarden Mark einbringt. Selbst diese Zahl könnte noch zu niedrig angesetzt sein, kursieren doch in der Branche Gerüchte, dass einige Carrier bis zu zehn Milliarden pro Lizenz bieten wollen. Bei der Mobilcom AG in Schleswig werde intern sogar mit 18 Milliarden Mark gerechnet. Angesichts dieses Milliardensegens wird bereits darüber spekuliert, ob Eichel den Börsengang der Post sowie die weitere Privatisierung der Telekom verschiebt.