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Britische Finanzbehörde tauscht den Outsourcing-Partner

12.12.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die britische Finanzbehörde Inland Revenue hat einen der größten bislang vereinbarten Outsourcing-Aufträge neu vergeben. Sie entschied sich gegen das bisherige Betreiberpaar EDS und Accenture und erteilte dem französischen IT-Dienstleister Cap Gemini Ernst & Young sowie Fujitsu Services den Zuschlag. Das Volumen des Vorhabens haben die Partner auf drei Milliarden Pfund (etwa 4,3 Milliarden Dollar) geschätzt. Die Laufzeit beträgt zehn Jahre und lässt sich optional um acht Jahre verlängern. Der Betriebsübergang ist für den ersten Juli vorgesehen.

Bislang verantworteten die Partner EDS und Accenture die IT-Systeme des britischen Finanzamtes anscheinend nicht immer zur vollen Zufriedenheit des Kunden. Den Ausschlag gegen das aktuelle Betreiberpaar gab aber wohl ein im vergangenen April fehlerhaft eingeführtes IT-System, so dass sich die Behörde außerstande sah, Steuerrückzahlungen vorzunehmen. "Der Ausfall des Systems und mangelnde Stabilität lag in der Verantwortung unseres IT-Service-Providers EDS", schimpfte Sir Nicholas Montagu, Chef der Behörde.

Schon in der letzten Woche wurde bekannt, dass der Vorstand der Steuerbehörde keinen Wert auf eine weitere Zusammenarbeit mit EDS und Accenture legt (Computerwoche online berichtete). Statt dessen wurde das einzige verbliebene Bieterkonsortium, bestehend aus Cap Gemini als Hauptauftragnehmer sowie Fujitsu als Hardwarelieferant und Rechenzentrumsbetreiber favorisiert, die jetzige Entscheidung kommt demnach nicht überraschend.

Der Vertrag umfasst unter anderem den Betrieb von rund 73.000 Desktops, 20 ICL-Mainframes sowie 177 Unix-Servern. Im Rahmen des Abkommens übernimmt Cap Gemini etwa 2.250 Mitarbeiter voraussichtlich von EDS und Accenture, weitere über 900 Mitarbeiter wechseln zu Fujitsu Services. Das Vorhaben könnte sich zu einem Präzedenzfall im Outsourcing-Geschäft entwickeln, denn entscheidend für den Erfolg des Projektes wird es sein, ob die Übergabe von Betriebs- und Prozess-Know-how reibungslos verläuft.

Für Cap Gemini bedeutet der Vertrag ein wichtiger Meilenstein, denn schon seit geraumer Zeit bemüht sich das Beratungshaus um Outsourcing-Aufträge. Erst kürzlich gelang in Deutschland ein Vertrag mit der Lübecker Drägerwerk AG (Computerwoche online berichtete). EDS muss mit der Entscheidung einen empfindlichen Rückschlag hinnehmen. Seit März versucht der neue CEO Michael Jordan den texanischen IT-Dienstleister in ruhige Fahrwasser zu lenken, nachdem EDS unter dem vormaligen Chef Richard Brown in Trudeln geraten war. Einnahmeausfälle durch insolvente Großkunden, schlecht abgeschlossene Outsourcing-Verträge sowie zweifelhafte Optionsgeschäfte auf eigene Aktien hatten das Vertrauen in die finanzielle Leistungsfähigkeit des Anbieters beschädigt. Unter Jordan konzentriert sich EDS wieder auf das

eigentliche Kerngeschäft Outsourcing. (jha)