Einzelhandel:

Bremsen Verbraucher die Rationalisierung?

11.12.1974

DÜSSELDORF - Auf der Euroshop im Februar in Düsseldorf soll Zukunftsmusik ertönen: Man will die neue elektronische Registrierkasse Sweda 500 in allen Ausbaustufen zeigen. Das jetzt angebotene Grundmodell arbeitet als stand-alone, elektronische Registrierkasse. In einer zweiten Ausbaustufe können bis zu 128 dieser Kassen an einer Zentraleinheit Sweda 80 angeschlossen werden, die die Kassendaten auswertet. Dritte Stufe: Anschluß eines Slot-Scanners (Schacht oder Schlitz mit Lichtstrahllesevorrichtung am Kassentisch) an jede Kasse, der den auf jeder Packung gedruckten UPC-Code liest.

In den USA laufen solche Systeme schon: Die Waren tragen Artikelnummern in UPS-Symbolen. An der Kasse wird die Ware so über oder unter den Leser geschoben, daß ein Lichtstrahl auf das UPC-Symbol trifft und es liest. Mit der Artikelnummer als Suchbegriff holt die Kasse aus der Zentraleinheit den dort gespeicherten Preis und errechnet die Kaufsumme. Der Kunde sieht auf einem Bildschirm oder einer Leuchtanzeige den jeweiligen Preis angezeigt.

Nie mehr auszeichnen?

Ob und wann dieses System auch in Deutschland eingesetzt werden kann, vermag heute noch niemand zu sagen. Die Hersteller haben nämlich Angst vor den Verbraucherorganisationen, denn der Rationalisierungseffekt wird erst erreicht wenn die Waren nicht mehr jeweils einzeln mit Preisen ausgezeichnet werden. Dazu muß eine genormte Artikelnummer maschinenlesfähig auf der Verpackung schon vom Hersteller angebracht werden.

Natürlich kann man den Preis einer Ware über oder unter dem Artikelstapel am Regal oder auf einem Plakat angeben. Die Rationalisierungsgemeinschaft (RGH) des Handels in Köln weiß aber schon, daß Verbraucher die Verwechslungsmöglichkeit reklamieren: Ein Preis zwischen zwei Stapeln kann sich auf die Waren oben oder die Waren unten beziehen.

Ob die US-Version des Supermarkts von morgen auch in der Bundesrepublik durchsetzbar ist, wird in Köln noch skeptisch beurteilt.

Man könnte flotter kassieren

Theoretisch könnte man auch in Deutschland schon flotter kassieren: Die deutsche ban-L-Nummer (bundeseinheitliche Artikelnumerierung im Lebensmittelhandel) paßt ohne Schwierigkeit in das UPC-Lesesymbol. Der deutsche Handel will ohnehin - so die RGH - nichts Eigenes entwickeln, sondern das amerikanische Symbol übernehmen. Für das ban-L-System sind bisher an 800 Lieferanten rund 110 000 Artikelnummern vergeben worden; mit diesen Artikeln werden bis zu 80 Prozent des Umsatzes in Lebensmittelgeschäften gemacht. Im Großhandel haben 60 bis 70 Prozent der Artikel insgesamt, davon über 90 Prozent der Markenartikel, bereits aufgedruckte ban-L-Nummern.