Entwicklungslinien der Kommunikation konvergieren:

Breitband-ISDN in Glasfaser gehört die Zukunft

28.10.1983

MÜNCHEN (bi) - Divergieren oder konvergieren die Entwicklungslinien der Kommunikation? Diese Frage versuchte Bruno Czaputa, Siemens AG, mit seinem Referat im Rahmen des Symposiums A zu beantworten. Auf dem Wege zum Breitband-ISDN (Integrated Services Digital Network) gibt es demnach noch viele Hürden zu überwinden. Der Siemens-Mann geht jedoch davon aus, daß allgemein Konvergenz angestrebt wird. Einig sei man sich darüber, daß das Nebeneinander von bestehenden Kommunikationsformen und Übertragungsverfahren, das erdumfassende Telefonnetz und die anderen eigenständigen Netze für Text und Daten sowie private Netze und Nebenstellennetze verschiedener Art in ein harmonisches Ganzes einzubringen sind.

Der erste Schritt in diese Richtung sei die einheitliche Einführung der ausschließlich digitalen Übertragungstechnik. Die seit Jahrzehnten bekannten Vorteile dieses Verfahrens seien wirtschaftlich zu realisieren. Zweiter Schritt sei die bessere Ausnutzung der bestehenden "Kupfer-Infrastruktur" mittels ISDN-Technik. Daraus ergibt sich die sogenannte Schmalbandversion von ISDN.

ISDN sieht in dieser ersten Ausbaustufe im einzelnen - nach Czaputa - Folgendes vor:

Auf einem Anschlußadernpaar (Hauptanschluß) zwei voneinander unabhängige Nachrichtenkanäle von 64 KBit/s und ein leistungsfähiger Signalkanal von 16 KBit/s, zusammen also 144 KBit/s;

Nutzung des weltweit vorhandenen Kupferleitungsnetzes;

Erreichbarkeit aller an das Netz angeschlossenen Sprach-, Text- und Datenterminals eines Teilnehmers unter der gleichen Rufnummer, über eine sogenannte "Kommunikationssteckdose". Damit seien die Voraussetzungen für multifunktionale Endgeräte sowie den Anschluß von Buskonfigurationen gegeben;

Ferner sehe das Schmalband-ISDN Möglichkeiten für Misch- oder Mehrfachkommunikation vor, im einzelnen ein ISDN-Fernsprechen (bessere Wiedergabequalität), ISDN-Teletex, -Telefax sowie Übermittlungsdienste wie leitungs- und paketvermittelte Datenübertragung mit 64 und 128 KBit/s;

Auch von ISDN-Bildschirmtext mit schnellerem Bildaufbau, schnellerer Bildeingabe, Anzeigemöglichkeiten etc., sprach Czaputa.

Voice Mail und Text Mail, ferner Senderdienste wie Alarm- und Notruf, Fernmessen und -steuern etc. bauen dieses Schmaldband-System zu einer relativen Universalität auf.

Schon bald werde die standardisierte ISDN-Technik erhebliche Vorteile bringen und zwar zunächst im Bereich privater Netze, ausgehend von den Erfordernissen der Bürokommunikation.

Nicht enthalten in all diesen aufgezeigten Leistungen ist die Bewegtbildkommunikation, wie zum Beispiel für das Bildfernsprechen. Deshalb werde die Schmalbandversion eine Weiterentwicklung zur Breitbandversion erfahren mit bis zu 140 MBit/s. Breitbandübertragung macht jedoch wegen der sehr hohen Übertragungsrate einen erheblich leistungsfähigeren Nachrichtenträger erforderlich. "Die wird in Zukunft, wie inzwischen jedermann weiß, die Glasfaser sein", betonte der Siemens-Referent.

Zur Kostenprognose der Glasfasertechnik erklärte Czaputa, daß ISDN-Breitbandanschlüsse zunächst nur in Wirtschaftszentren zweckmäßig seien. Für die vollständige Durchdringung der Bundesrepublik mit dieser Technik sei mit einem Zeitraum von drei Jahrzehnten zu rechnen, genau die Lebens- und Abschreibungsdauer der heute noch vorhandenen Technik. Dennoch sei das Breitband-ISDN mit Glasfaserkabeln als die Technik der Zukunft anzusehen.