Brautschau: T-Systems will sich nicht hetzen lassen

29.08.2007
Zeit sei nicht entscheidend, sagt Telekom-Chef René Obermann. Derweil eröffnet IBM offiziell die Jagd auf Kunden von T-Systems und wirbt mit "Stabilität".

Die Suche nach einem Partner für die Geschäftskundensparte T-Systems der Deutsche Telekom wird sich voraussichtlich noch bis ins kommende Jahr ziehen. "Der Prozess ist keine Frage von Wochen, sondern von Monaten", sagte Vorstandschef René Obermann am Mittwoch am Rande einer Veranstaltung in Berlin. Zeit sei nicht entscheidend. Wichtiger sei, dass ein vernünftige Lösung gefunden werde. Die Telekom will ihrer Geschäftskundensparte mit einem Partner bündeln, um damit die Wettbewerbsfähig von T-Systems zu stärken. Laut Angaben aus Konzernkreisen soll der Bereich Systems Integration mit rund 18.000 Mitarbeitern in die Partnerschaft eingebracht werden.

Der US-Computerkonzern IBM hingegen profitiert in Deutschland von der Unsicherheit über die Zukunft der Telekom-Sparte T-Systems. "Wir stellen in Wettbewerbssituationen fest, dass die Stabilität von IBM hilft, Kunden zu gewinnen", behauptete IBM-Manager Michael Diemer in der "Financial Times Deutschland". Der IBM-Deutschlandchef für das Geschäft mit IT-Dienstleistungen habe sich zwar nicht direkt zu den Umbauplänen beim Rivalen T-Systems geäußert, so die Zeitung. Allerdings habe Diemer gesagt: "Die Stabilität des Anbieters ist dabei ein wichtiges Argument."

Ob IBM an einer Partnerschaft mit T-Systems oder an Teilen der Telekom-Sparte interessiert ist, sagte Diemer laut FTD nicht. Allerdings scheine ein großer Einstieg der deutschen Landestochter des US-Konzerns bei T-Systems unwahrscheinlich, hieß es weiter. Das Modell für Deutschland sehe so aus, dass IBM nicht vorrangig auf große Übernahmen aus sei, zitierte die Zeitung den Deutschland-Chef. "Wir wollen uns in Teilmärkten oder mit besonderen Software-Entwicklerfirmen stärken", so der Manager.

Im deutschen IT-Markt rechnet Diemer in diesem und im nächsten Jahr mit einem verhaltenen Wachstum zwischen drei und 3,5 Prozent. IBM Deutschland visiert dabei aber höhere Wachstumsraten an: "Wir sind so aufgestellt, dass wir mit unserem Anteil am Kuchen mehr als zufrieden sein werden", sagte Diemer. Dabei profitiert IBM auch vom Projekt Herkules. IBM hatte zusammen mit Siemens im Dezember vergangenen Jahres einen Auftrag zur Modernisierung der Informationstechnik (IT) der Bundeswehr erhalten. Der Auftrag läuft zehn Jahre und hat ein Volumen von insgesamt rund 7,1 Milliarden Euro. (dpa/ajf)