Braucht man einen datenbank-Organisator?

29.10.1976

Datenbank-Organisator oder Datenbank-Verwalter sagt man wohl hierzulande für "Database Administrator". In den USA ist kaum unumstritten, daß zu einem Database Management System auch ein solcher "Superstar" gehört, der mit EDV- und Organisationskenntnissen und viel diplomatischem

Geschick die Datenbank-Belange nach außen vertritt. In der BRD setzt sich das neue Berufsbild langsam durch. Auch wer nicht den entsprechenden Titel trägt, arbeitet als Database-Administrator-, sei es hauptberuflich oder als Teilzeitbeschäftigung, wenn er die entsprechenden Funktionen ausübt.

Dr. Hartmut Niesing Datenzentrale Schleswig-Holstein, Altenholz

Bei der Datenzentrale Schleswig-Holstein hat es sich als sinnvoll erwiesen, sowohl bei der Auswahl der Datenbanksoftware als auch beim Aufbau und beim laufenden Betrieb einer Datenbank Spezialisten einzusetzen.

In der DZ sind zwei Mitarbeiter ausschließlich mit

Datenbank-Aktivitäten unter anderem der folgenden Art befaßt:

- Beratung der Projekte bei der Frage, ob überhaupt ein Datenbank-Einsatz zweckmäßig ist.

- Design von Datenbanken für konkrete Anwendungen.

- Schulung und Beratung der Mitarbeiter in der Anwendung der Datenbank-Software.

- Entwicklung und Überwachung von Datensicherungs- und Datenschutz-Prozeduren.

- Ständige Beobachtung des Laufzeitverhaltens der Datenbank-Anwenderprogramme im laufenden Betrieb, gegebenenfalls Einleitung von Reorganisations- bzw. Tuningmaßnahmen.

- Fehlersuche - Fehlerbehebung, dabei Abstimmung mit dem Softwarehersteller.

- Erfahrungsaustausch mit anderen Anwendern der ein gesetzten Datenbanksoftware.

Diese Tätigkeiten bzw. Aufgaben, die beim Einsatz eines Datenbanksystems zwangsläufig anfallen, können nach unserer Erfahrung nur von Mitarbeitern ausgeübt werden, die über hinreichende Kenntnisse und Erfahrungen auf dem Gebiet des eingesetzten Betriebssystems, der Job-Control-Sprache, diverse Programmiersprachen und - der Anwendung und Interna des Datenbanksystems verfügen.

Bei dem in der DZ - realisierten Anwendungsspektrum für Datenbanken wird dabei eine "full-time" -Beschäftigung erreicht.

Die Vorteile der Spezialisierung von Mitarbeitern nur auf den Problemkreis Datenbank wiegen nach unseren Erfahrungen die gelegentlich auftretenden Abstimmungsprobleme zwischen Projekten und den Datenbank-Spezialisten auf.

Dieter Friedl Leiter Systemprogrammierung, Orenstein & Koppel AG, Dortmund

Wenn man unter dieser Definition eine Person oder Personengruppe versteht, die in einer DV-Organisation die Aufgabe hat, die vielfältigen Probleme, die sich beim Umgang mit Datenbanken ergeben, zu koordinieren, zu überwachen, kann diese Frage nur bejaht werden. Der sogenannte Datenbank-Administrator sollte bereits beim Design einer Datenbank wesentlich mitwirken. Zu weiteren Aufgaben zählen die ständige Überwachung der Datenbanken in bezug auf Größe und Performance-Verhalten, gegebenenfalls Änderung der physischen Speicherungsform, Koordinierung der Datenbank-Recovery-Probleme, insbesondere bei logischen Verbindungen zwischen Datenbanken, Erarbeitung von Reorganisationskriterien, Steuerung dieser Reorganisationsabläufe. In unserer DV-Organisation ist die Datenbank-Gruppe auch zuständig, den Anwendungsprogrammierern nur bestimmte Teile (Segmente) einer Datenbank zur Verfügung zu stellen (PSP-Programmspezifikationsblock). Das ermöglicht einen guten Überblick über die Zugriffsarten zu den Segmenten und Datenbanken. Alle diese Probleme können nur von einer zentralen Gruppe bewältigt werden, deren Name eben dann Datenbank-Administration lauten kann.

Eberhard Schaak Leiter Org und DV, Unternehmensbereich Diesel-Motoren und Druckmaschinen, M.A.N. Maschinenfabrik Augsburg Nürnberg AG

In unserem Unternehmen ist es ausgeschlossen, die mit der Datenbank verbundenen Arbeiten mehreren einzelnen Stellen zu übertragen oder wie früher - den einzelnen Programmierern zu überlassen.

Auf dem Wege, die vielen Ressortdateien einzelner Fachbereiche in eine zentrale Datenbank zu überführen, mußte auch die Funktion der inhaltlichen und strukturellen Gestaltung dieser Datenbank zentralisiert werden. Deshalb haben wir die Stelle "Datenbank - Organisation" im Rahmen unserer Organisationsabteilung geschaffen.

Bei uns gab es als Glied zwischen der Systemanalyse und Programmierung die sog. Organisationsprogrammierung, die zuständig war für Programmvorgabe und Datenorganisation. Diese Funktion hat sich - bei Einsatz des IMS - völlig nahtlos zur Datenbankorganisation entwikkelt. An einer Stelle ist hier die Verantwortung für die sachlich und in bezug auf die. Verarbeitung optimale Gestaltung der Datenorganisation konzentriert. Der Datenbankorganisator überprüft außerdem routinemäßig, ob die in der Programmvorgabe festgelegten Verarbeitungsvorschriften für die Datenbanksegmente von den Anwenderprogrammen eingehalten werden.

Durch die bevorstehende Datenschutzgesetzgebung gewinnt diese Position weiter an Bedeutung, denn hier wird festgelegt und der zentrale Nachweis geführt, wer was mit welchen Daten anfangen darf. Der Typus dieses neuen BerufsbiIdes hat sich - zumindest ab einer gewissen Unternehmensgröße - heute schon durchgesetzt und wird künftig nicht mehr wegzudenken sein.

Tietz statt Fritz

"Stern, Masche, Ring. Linie und Verbund" hieß ein Artikel zum Thema "Netzausführungen" in der letzten Computerwoche (CW Nr. 43 vom 22. Oktober 76, Seite 4), den Ing. grad. Walter Tietz vom Fernmeldetechnischen Zentralrat Darmstadt verfaßte. Indes der Druckfehlerteufel wies als Autor Walter Fritz aus. Hoffen wir, daß zu dieser Richtigstellung nun auch tatsächlich das Bild von Herrn Tietz erscheint.