Aufbau einer nationalen Computer-lndustrie

Brasilien sucht kapitalstarke Mini-Partner

09.09.1977

RIO DE JANEIRO (ee) - Brasilien will eine nationale Minicomputer-Industrie aufbauen und sucht dazu internationales Know-how: Bis zum 8. September können sich Unternehmen um die Genehmigung für die Produktion von Minicomputern beziehungsweise um Steuervergünstigungen beim Aufbau einer Mini-Fertigung im größten Staat Südamerikas bewerben.

Von der Capre-Coordenacao das Atividades de Processamento Eletronico die Dados, die die Entwicklungs- und Fertigungs-Politik für Computer in Brasilien koordiniert, dürften jene Ausländer mit einem brasilianischen Partner eine Minderheitsbeteiligung eingehen und dem nationalen Geschäftsteilhaber auch entsprechende Entscheidungsgewalt einräumen. Weitere Auswahlkriterien sind: Wie schnell kann die Fertigung nationalisiert werden, Exportmöglichkeiten und wie weit ermöglicht das Projekt die

Absorbierung ausländischer Technologie.

Angesichts dieser Auflagen dürfte es Auslandsfirmen nicht allzu leicht fallen, sich unmittelbar in das brasilianische Joint-venture zu begeben, zumal ein Teil der Auswahlkriterien einer Know-how-Ausbeutung ohne Kontrollmöglichkeit gleichkommt. Der Versuch von IBM, die den brasilianischen Markt für Großcomputer beherrscht, in den Minicomputerbereich vorzudringen, wurde von der Capre bereits abgeblockt, weil IBM keine nationale Partnerschaft vorsah.

Voraussichtlich im Oktober soll bei der nationalen Cobra-Computadores e Sistemas S.A die Serienproduktion des ersten voll in Brasilien gefertigten Minicomputers anlaufen. Die elektronischen Bauteile stammen dafür allerdings zu einem großen Teil aus dem Ausland.