Neue TK-Allianzen: Die Gerüchteküche brodelt

Branche handelt Telefónica und One-2-one als neue Telekom-Partner

06.08.1999
BONN (CW) - Das Rätselraten um den oder die künftigen internationalen Partner der Telekom geht weiter. Als heiße Kandidaten präsentiert das Sommertheater derzeit eine Allianz mit der spanischen Telefónica und eine Übernahme des britischen Mobilfunkbetreibers One-2-one.

Über 20 Milliarden Mark aus dem zweiten Börsengang und eventuell ein Erlös in gleicher Höhe aus dem geplanten Verkauf des TV-Kabelnetzes geben Anlaß zu Spekulationen. Analysten und Aktionäre rätseln, wo Telekom-Chef Ron Sommer, der sein Unternehmen endlich in der Oberliga der Global Player plazieren will, das Geld aus seiner Kriegskasse investiert.

Nach dem gescheiterten Deal mit der Telecom Italia läuft dem Konzernlenker die Zeit davon. Im Gegensatz zu anderen global agierenden Konzernen erwirtschaftet sein Haus noch immer 95 Prozent des Umsatzes auf dem heimischen Markt. Eine Region, in der sinkende Telefongebühren nicht unbedingt eine rosige, ertragreiche Zukunft versprechen.

Ein Möglichkeit, neue Geschäftsfelder zu erschließen, wäre eine Übernahme der britischen One-2-one. One-2-one ist der viertgrößte Mobilfunk-Provider auf der Insel und bedient rund 2,25 Millionen Kunden. Zwar verbuchte das Unternehmen im letzten Geschäftsjahr im operativen Sektor ein Minus von 52 Millionen Pfund und hat Verbindlichkeiten in Höhe von 630 Millionen Pfund, doch in Branchenkreisen haben die Mobilfunker ein innovatives Image. So testet das Unternehmen etwa mit "GSM on the net" eine Ericsson-Technologie, die es erlaubt, Handies via Voice over IP in Unternehmensnetze einzubinden.

Derzeit gehört One-2-one zu gleichen Teilen Cable & Wireless sowie Media One. Cable & Wireless, eine der ältesten TK-Gesellschaften, deren Wurzeln bis 1860 zurückreichen, wird nachgesagt, daß sie sich von ihrer Beteiligung trennen will. Die Briten, die erst kürzlich bei der japanischen IDC einstiegen, scheinen Geld für den weiteren Ausbau ihrer internationalen Aktivitäten zu benötigen. So hatte Cable & Wireless bereits Anfang des Jahres für die One-2one-Beteiligung Optionsscheine ausgegeben, um den Expansionskurs zu finanzieren.

Nun spekulieren britische Branchenkenner darüber, daß sich Cable & Wireless und Media One endgültig von ihren Anteilen für acht bis elf Milliarden Pfund (32,2 Milliarden Mark) trennen wollen. Aus diesen Kreisen ist ferner zu hören, daß die Telekom Cable & Wireless 7,5 Milliarden Pfund bietet. Damit gilt der Bonner Carrier als einer der erfolgversprechendsten Bieter, nachdem Mannesmann und France Télécom abgesprungen seien.

One-2-one scheint allerdings nicht das einzige Eisen zu sein, das die Telekom bei ihrer Internationalisierungs-Strategie im Feuer hat. So verunsicherte die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ) die TK-Branche mit einem Bericht, wonach eine Allianz zwischen Telekom und spanischer Telefónica unterschriftsreif sei. Das Topmanagement beider Konzerne, so die FAZ, hätte sich am Wochenende zu letzten Gesprächen in Wien getroffen und wolle die Allianz offiziell am 6. August verkünden.

Ziel der Allianz sei eine Zusammenlegung des internationalen Geschäfts. Gerade auf internationalem Parkett gilt Telefónica als interessanter Partner, da die Spanier einer der größten Telecom-Investoren in Lateinamerika sind. Bislang war die deutsch-spanische Beziehung am Einspruch von France Télécom gescheitert, da die Franzosen Spanien als ihren Einflußbereich ansahen. Nach der Zerrüttung der deutsch-französischen Ehe dürfte nun für ein Telekom-Engagement in Südeuropa die Bahn frei sein.

Ebenso wird wohl Global-One-Partner Sprint der Telekom kaum Steine in den Weg legen. Ganz im Gegenteil: Sprint gilt als möglicher Partner dieser Beziehung, da die Amerikaner im Gegensatz zu Konkurrenten wie MCI oder AT&T in Lateinamerika noch nicht Fuß gefaßt haben.

Offen ist unter anderem noch, ob die Telekom möglicherweise ihre Sprint-Beteiligung direkt in die neue Beziehung einbringt oder einen Teil ihrer Kriegskasse. Die Bonner Telekom-Zentrale hüllt sich in Schweigen.