Video-Chips von Big Blue haben unbenutzte Register:

Branche bangt um IBM-Kompatibilität

29.01.1988

ATLANTA (IDG) - Third-Party-Unternehmen können nicht mehr sicher sein, ob ihre Clones des IBM-Grafik-Adapters zu 100 Prozent kompatibel zu den Video-Graphic-Array-Boards von Big Blue sind. Ingenieure dieser Unternehmen haben unbenutzte und undokumentierte Register in VGA-Chips von IBM entdeckt, die sie in die eigene Produktion nicht übernommen haben.

Darunter ist zum Beispiel ein Register, das die Darstellungsgeschwindigkeit am Bildschirm verdoppeln soll. Die VGA-Chips sind Bestandteil der Video-Boards der PS/2-Modelle 50, 60 und 80. Für die Unternehmen stellt sich außerdem die Frage, was IBM in Zukunft für den Grafik-Standard plant. Der Marktführer räumte ein, daß nicht einmal sein eigener Enhanced-Graphic-Adapter voll kompatibel zum Video-Graphic-Array (VGA) sei. IBM kommentierte weiter, daß viele Programmierer Video-Calls lieber um den BIOS herum direkt in die Register der Hardware schreiben, um Performance-Vorteile zu erreichen. Sie riskieren dabei im Falle einer Hardware- oder Systemsoftware-Änderung, daß die erstellten Anwendungen nicht mehr kompatibel sind.

Thomas van Overbeek, President des Third-Party-Unternehmens Paradise Systems, sieht nur eine Möglichkeit, die geclonten VGA-Boards endgültig zu testen: Es muß die Software Windows 386 von Microsoft fahren können. Dieses Programm benutze direkte Hardware-Calls.