BPO ist weit mehr als eine Sparmaßnahme

13.12.2006
Für die meisten Anwender gilt die Konzentration aufs Kerngeschäft als Hauptmotiv.

Business Process Outsourcing (BPO) liegt weiter im Trend. Den Analysten von Pierre Audoin Consultants (PAC) zufolge werden mit BPO-Services in Deutschland derzeit rund 1,7 Milliarden Euro umgesetzt. In den nächsten drei Jahren soll das Marktvolumen um durchschnittlich 17 Prozent per annum zulegen.

Für das Auslagern von Geschäftsprozessen sprechen mehrere Gründe. Laut einer Umfrage, die PAC im Auftrag des Outsourcing-Anbieters EDS unter deutschen Unternehmen mit mindestens 1000 Mitarbeitern betrieben hat, ist für knapp die Hälfte der 82 Entscheidungsträger die Konzentration aufs Kerngeschäft das wichtigste Motiv. 40 Prozent nannten die Reduzierung der Geschäftsprozesskosten und der entsprechenden IT-Ausgaben als entscheidendes Kriterium.

Auch Kostentransparenz ist für die Mehrheit der Befragten ein wichtiges Argument: Gemäß vertraglich vereinbarter Services Level Agreements (SLAs) lassen sich die Kosten der einzelnen Leistungsbausteine von Anfang an ausführlich darlegen. Und schließlich versprechen sich viele Anwender von BPO eine verbesserte Qualität in Bezug auf die Geschäftsprozesse sowie auf die IT. Ein professioneller IT-Dienstleister antizipiert den technischen Fortschritt und liefert daher seine Services state-of-the-art, so die weit verbreitete Auffassung.

Als optimierungsbedürftig gelten vor allem Prozesse im Personalwesen. 60 Prozent der Befragten halten die Kosten hier für zu hoch und zu wenig transparent. Die Vergabe der Lohn- und Gehaltsabrechnung ist in Deutschland schon seit Anfang der 90er Jahre ein Thema. Allmählich gehen die Unternehmen in Deutschland aber auch die Optimierung umfassender HR-Funktionen - etwa im Bewerbermanagement - an.

Im Bereich Finance & Accounting (F&A), den rund ein Drittel der Befragten für verbesserungswürdig halten, bietet sich BPO ebenfalls an. Laut PAC wenden Unternehmen im Schnitt 40 Prozent ihrer F&A-Ressourcen für nicht-strategische Transaktionen auf. Gerade die Kreditoren- und Debitorenbuchhaltung eigne sich gut für eine langfristig angelegte Vergabe. Risiko-Management und Controlling sollten dagegen als strategischen Pfeiler der internen F&A-Abteilungen inhouse verbleiben.

Auf die Frage, welche Rolle BPO tatsächlich bei der Optimierung von Geschäftsprozessen spielt, erklärten 90 Prozent der Befragten, dass sie ihre Prozesse zunächst intern zu optimieren versuchten. Knapp 70 Prozent ziehen zeitweise externe Berater hinzu. An dritter Stelle - immerhin von mehr als der Hälfte der Teilnehmer genannt - rangiert Outsourcing. Damit liegt das Auslagern noch vor Shared-Service-Centern. Diese können die Effizienz zwar ebenfalls erheblich steigern. Auf Dauer aber bieten sie jedoch nicht dieselbe Flexibilität und Innovationskraft wie BPO.

Beim Thema Anbieterauswahl legten fast alle Umfrageteilnehmer vor allem Wert auf ein transparentes Angebot in Form von einheitlich formulierten, standardisierten Service-Level-Katalogen. Auch Flexibilität war ein häufig genannter Faktor, gefolgt von Preisen und Preismodellen. Hier bevorzugt die Mehrheit der Befragten eine nutzungsbasierte Abrechnung anstelle von Festpreismodellen. Bei der Übernahme von Kernprozessen muss der BPO-Anbieter über fundierte Branchen- und Prozesskenntnisse verfügen, so ein weiteres Ergebnis der Umfrage. Wichtig sind dabei vor allem vergleichbare Referenzprojekte. Und natürlich spielt Vertrauen beim Auslagern von Geschäftsprozesse eine besonders wichtige Rolle. (sp)