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Borland schnappt sich TogetherSoft

31.10.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Für 185 Millionen Dollar in Cash und Aktien übernimmt Entwicklungsspezialist Borland den Tool-Anbieter TogetherSoft und erweitert damit sein Portfolio im Bereich Application Lifecycle Management für .Net und Java erheblich. Die Aktionäre von TogetherSoft müssen der Transaktion, die Borlands Umsatz im kommenden Jahr um 60 bis 70 Millionen Dollar steigern soll, noch zustimmen.

Der Kauf ist bereits Borlands dritter binnen Monatsfrist nach den Akquisitionen von BoldSoft (Computerwoche online berichtete) und StarBase (Computerwoche online berichtete). Chief Strategy Officer Ted Shelton erklärte gegenüber "Computerwire, Borland wolle sich "redefinieren, um das komplette Application Lifecycle Management zu adressieren."

Borland kontrolliert bereits rund 40 Prozent des Java-Tool-Markts und ist im Windows-Segment die Nummer zwei hinter Microsoft. TogetherSofts Design- und Analyse-Tools "Control Center" sollen mit Borlands "JBuilder" und Windows-Tools integriert werden. Gleichzeitig erweitert das Unternehmen seine weltweite Forschung und Entwicklung sowie Vertriebsreichweite. TogetherSoft hat neben seinem Headquarter in Raleigh, North Carolina, unter anderem R&D-Niederlassungen sowie 80 Vertriebsleute in Prag und St. Petersburg.

Mit dem Zukauf erwirbt Borland nun auch die Vermögenswerte von WebGain - "WebGain Studio", "Visual Café", "Structure Builder", "Business Designer", "Quality Analyzer" -, die TogetherSoft unlängst erworben hatte (Computerwoche online berichtete) und dabei Borland ausgestochen hatte, das zuvor ebenfalls in Verhandlungen mit WebGain gestanden hatte. Peter Coad, Chairman und Mitgründer von TogetherSoft und einer der Erfinder der Meta-Programmiersprache UML (Unified Modeling Language), erklärte: "Ich halte das [die Übernahme der WebGain-Werkzeuge] weiterhin für einen klugen Schachzug." Coad wird bei Borland neuer Chief Executive for Strategy und berichtet direkt an Firmenchef Dale Fuller.

Borland machte bereits klar, dass es die Java-IDE (Integrated Development Environment) Visual Café nicht reanimieren wird. Stattdessen will man Anwendern einen Migrationspfad zu JBuilder bieten, das Mitte kommenden Jahres mit Control Center integriert sein soll. Daneben soll das TogetherSoft-Tool auch mit Borlands "Delphi", C++- und "Kylix"-Produkten für Windows- und Cross-Platform-Entwicklung mit Linux verknüpft werden. Unabhängig davon soll es aber auch weiterhin Control-Center-Versionen zur Nutzung mit IDEs anderer Anbieter geben.

Gegenüber Microsoft mit seinem auch von Borland als starkes Produkt anerkannten "Visual Studio .Net" sieht sich das Unternehmen mit der Verstärkung durch Control Center vor allem im Bereich Lifecycle Management im Vorteil. "Wir werden Microsoft dabei helfen können, die Bedürfnisse von Unternehmensentwicklern zu befriedigen", proklamierte Shelton. (tc)