Börsenspots

11.11.1983

Börsengerüchten sind jüngst die Aktien von Commodore International zum Opfer gefallen. Nachdem kolportiert worden war, daß das Unternehmen ungewöhnlich zahlreiche Beanstandungen der Käufer seines "64 PC" zu verzeichnen hätte, ist der Kurs der Aktie vorübergehend um nahezu 20 Prozent eingebrochen. Commodore hat dieser Behauptung widersprochen, worauf sich die Aktie wieder spürbar erholte.

Auch Coleco Industries sind an der New Yorker Stock Exchange aus dem gleichen Grund "ins Gerede" gekommen. Führende Einzelhändler haben jedoch dementiert, daß der Rücklauf an Adam-PCs nennenswert sei. Starkem Kursdruck war die Aktie zuvor ausgesetzt, als Merrill Lynch seine Gewinnschätzung für 1983 von bisher 3 auf 2,25 Dollar und für das nächste Jahr von 4,60 auf 4 Dollar je Aktien zurückgenommen hatte. Begründet wurde dies mit, daß die Auslieferungen etwas hinter den Erwartungen zurückgeblieben seien. Der Broker hält die Aktie nur längerfristig für kaufenswert.

Börsengerüchte haben nicht zuletzt auch der Aktie von Verbatim hart zugesetzt. Hier wurde behauptet, dem Unternehmen seien aus seiner Geschäftsverbindung mit Osborne Computer uneinbringliche Forderungen von beträchtlichem Umfang erwachsen. Verbatim hat dies bestritten.

Victor Technologies haben ein neues Kurstief erreicht, da man an der Börse zu der Überzeugung gelangt ist, daß der Verlust im dritten Quartal beträchtlich höher ausgefallen sein dürfte als im zweiten (11,1 Millionen Dollar). Auch die Nachricht, daß in Amerika 250 Mitarbeiter und damit knapp 10 Prozent des Personalbestandes entlassen worden seien, spricht nach Meinung von Börsianern für akute finanzielle Schwierigkeiten. Schließlich sind Zweifel daran aufgekommen, daß der mit 44 Prozent beteiligte Mischkonzern Kidde Inc. bereit sein könnte, angesichts des sich verschärfernden Wettbewerbs am Markt für Klein-Computer weitere Finanzmittel zuzuschießen. In Europa, wo Victor seine Geräte unter der Bezeichnung "Sirius" anbietet, nimmt der Umsatz des Unternehmens angeblich weiter zu. Hier werden, wie es heißt, rund 65 Prozent des Gesamtumsatzes erzielt. Victor hat unterdessen mitgeteilt man habe ein Gläubigerkonsortium gebildet, mit dem über einen Plan zur Rückzahlung der bestehenden Verbindlichkeiten beraten werde.

"Büromaschinen und Informationstechnik" lautet eine Ausarbeitung der Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank AG, München, die diese Industriesparte unter besonderer Berücksichtigung der internationalen Produzenten - soweit deren Aktien an deutschen Börsen gehandelt werden - beschreibt und diskutiert.

Die Aktien von IBM und Rolm bieten Anlegern nach Meinung von Bache Securities die besten Chancen, an dem 1984 zu erwartenden Aufschwung in der amerikanischen Investitonsgüterindustrie teilzuhaben.

Die Aktien von Tandy Corp. sind bei sehr hohen Umsätzen unter scharfen Druck geraten, nachdem das Unternehmen mitgeteilt hatte daß der Absatz im Oktober um nur 10 Prozent gestiegen sei. In Wall-Street hatte man mit einer Zunahme um mindenstens 15 Prozent gerechnet.

Der Börsenkurs von Digital Equipment scheint sich zu stabilisieren, doch beurteilt eine zunehmende Zahl von Analytikern die künftigen Ertragsaussichten sehr zurückhaltend. Tendenzbestimmend könnte die Entscheidung von Standard and Poor's sein, die Aktie aus der Elitegruppe der Papiere, die das Qualitätsmerkmal "aaa" tragen, herauszunehmen und nur mit "aa" zu bewerten. Das Analyseunternehmen hält die Chancen, daß DEC in absehbarer Zeit wieder die aus früheren Zeiten gewohnten herausragenden Erträge erwirtschaften kann, für gering.

Die IBM-Aktie ist ein Beispiel dafür, daß günstige Nachrichten aus dem Unternehmensbereich nicht unbedingt auch den Börsenkurs günstig beeinflussen. Weder die seit Monaten erwartete konkrete Ankündigung des "Peanut" noch die Mitteilung, daß ein hochentwickeltes Gerät für rechnergefertigte Farbzeichnungen in die Angebotspalette aufgenommen worden sei, haben die Aktie daran hindern können, sich dem allgemeinen Kursrückgang anzuschließen.

Die Börse hat die offizielle Nachricht, daß Texas Instruments sich aus der verlustreichen Produktion von Heimcomputern zurückzieht und sich künftig vor allem auf die ertragsstarke Herstellung von Halbleitern und Rüstungselektronik konzentrieren will, mit einem Kursanstieg von mehr als 20 Prozent honoriert.