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Börsengang von Siltronic geplatzt

25.03.2004

Nach dem Erfurter Halbleiterhersteller X-Fab hat nun auch die Wacker-Tochter Siltronic ihr für Freitag geplantes Börsendebüt um unbestimmte Zeit verschoben. Als Grund für den Rückzieher nannte der Chef des Münchner Wafer-Herstellers, Wilhelm Sittenthaler, die Verunsicherung nach den Terroranschlägen in Madrid und die Gewalteskalation im Nahen Osten. Das IPO (Initial Public Offering) sei bei den Investoren auf großes Interesse gestoßen, behauptet Sittenthaler. Über die weltpolitischen Ereignisse könne sich aber auch ein attraktives Unternehmen nicht hinwegsetzen. Siltronic werde die Erstplatzierung von Aktien erst dann vornehmen, wenn sich die Märkte wieder beruhigt haben.

Bei dem ersten IPO in Deutschland seit mehr als einem Jahr wollte die Wacker-Tochter bis zu 1,1 Milliarden Euro erlösen. Die Preisspanne der Aktien von 14,50 bis 19 Euro wurde jedoch von vielen Investoren als zu hoch beurteilt. Auf den von vielen Interessenten geforderten Preis von zwölf Euro je Anteil ließ sich wiederum Siltronic nicht ein. So hätten die Emissionserlöse nicht ausgereicht, um wie geplant die Schulden abzubauen.

Die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) begrüßte die Absage des Börsengangs: Die Anleger haben dazugelernt und lassen sich offensichtlich nicht mehr beliebig von den Emissionsbanken und Unternehmen abzocken, so SdK-Vorstand Markus Straub. Die von den beiden Konsortialführern Deutsche Bank und Goldman Sachs angebotenen Siltronic-Aktien seien deutlich überteuert gewesen. Auch hätten Anleger nach den zahlreichen Pleiten der letzten Jahre kein Interesse mehr an Gesellschaften, die in der Vergangenheit nur rote Zahlen geschrieben haben.

Die SdK verweist in diesem Zusammenhang auf die Erfolgsstatistik von IPOs. Demnach konnten Anleger seit 1997 bei nur acht Prozent aller 439 Neuemissionen Gewinne verzeichnen. Jede vierte Erstplatzierung führte praktisch zum Totalverlust, bei 339 Emissionen oder rund 77 Prozent verbuchten die Anleger über 50 Prozent Verlust. (mb)