Börries: "Wir wollen in gewisse Kreise kommen"

Börsengang soll Star die OS/2-Fesseln lösen

21.03.1997

Die 180köpfige Hamburger Star Division hat es offensichtlich satt, als Nischenanbieter für OS/2-getreue Versicherungen oder Banken zu gelten: "Wenn wir an der Börse sind, steht unsere Firma in einem ganz anderen Licht", freut sich Firmenchef Marco Börries bereits "über ein gewisses Standing für kommende Aufgaben". Nur sekundären Stellenwert besitze hingegen die mit dem Börsengang einhergehende Kapitalspritze: "Deshalb geht man nicht an die Börse", widersprach Börries Kritikern, die die Aktienvergabe lediglich als neue Geldquelle verstehen wollen.

Die Registrierung an der Nasdaq wird nach Angaben des Managers in drei Schritten ablaufen: Zunächst sollen die Mitarbeiter des Hamburger Unternehmens rund 15 Prozent des Aktienpools zum Kauf angeboten bekommen. Anschließend erhalten zwei US-Partner aus der DV-Branche im Rahmen eines sogenannten Pri- vate Placements weitere zehn bis 15 Prozent der Anteilsscheine. Im letzten Schritt sind weitere 15 Prozent der Wertpapiere für den Erwerb durch die Öffentlichkeit vorgesehen. "Den Rest behalten die Altgesellschafter", kündigte der Star-Chef an.

Das Börsendebüt des Anbie- ters erscheint bei genauerer Betrachtung logisch und riskant zugleich: Mehr als 70 Prozent des Umsatzes erzielen die norddeutschen Softwerker derzeit im Geschäft mit Großkunden. Dabei handelt es sich nahezu ausschließlich um Assekuranzen und Finanzinstitute, deren DV-Strategie sich überwiegend um IBMs Betriebssystem OS/2 dreht. Nach Börries' Worten laufen jedoch knapp 90 Prozent aller verkauften Star-Office-Versionen unter Windows. "Wir rechnen die OEM-Verkäufe bei Vobis, Sharp oder Comtech dazu", schlüsselte Börries den Verkauf von bisher rund einer Million Star-Office-Paketen auf. Ebenso trügen Pakete, die lange Zeit mit Druckern und sogar Druckerpatronen angeboten, sowie 40000 Rechner, die von der Kaufhauskette Aldi mit Star-Office-Lizenzen verkauft wurden, zu den hohen Windows-Verkäufen bei. "Dazu zählen jedoch keine Schullizenzen", betont der Manager.

Angesichts des immensen Konkurrenzdrucks im amerikanischen Raum gibt sich Börries betont gelassen: "Es gibt kein Großunternehmen, das sich in den letzten zwölf Monaten für eine andere Firma als Microsoft entschieden hat." Während sich Corels Wordperfect-Suite nach der Übernahme von Novell aufgrund der rund sechs bis sieben Milionen Wordperfect-Anwender mit dem Upgrade-Geschäft über Wasser halte, "hat Corel Office Professional kein gutes Wachstum". Lotus andererseits konnte hierzulande "in den letzten 24 Monaten nicht einen einzigen großen Kunden finden".