Börsengang band Management-Kapazitäten

03.08.2001

Im Rückblick sind eine Reihe von Faktoren für den katastrophalen Geschäftsverlauf verantwortlich. Zunächst war die Wiener Softwareschmiede offenbar mit dem Börsengang, der über Monate "einen wesentlichen Teil der Management-Kapazitäten" beanspruchte, überfordert. "Notwendige strukturelle Veränderungen der Unternehmensorganisation konnten daher erst am Ende des Geschäftsjahres umgesetzt werden", heißt es im Geschäftsbericht 2000.

Mit fatalen Folgen. So blieb beispielsweise die Stelle des "Vice President Sales" geraume Zeit unbesetzt. Vor allem dürfte sich für die Wiener auch die Tatsache negativ bemerkbar gemacht haben, dass die deutsche Vertriebsniederlassung seit Sommer 2000 führerlos dahintrieb und erst vor kurzem ein neuer Geschäftsführer gefunden werden konnte. "Wir waren in Deutschland sicher nicht effektiv", räumte Finanzvorstand Michael Foy in Frankfurt ein. Schwächen, die sich die Wiener CRM-Spezialisten in ihrem bis dato wichtigsten Absatzmarkt leisteten, wurden denn auch mit einem Umsatzeinbruch von 17 Prozent quittiert. Nur mehr knapp über sieben Millionen Euro erzielte Update.com im letzten Geschäftsjahr in Deutschland.

Ausgebremst wurden die österreichischen Softwareanbieter vor allem von den großen US-Playern, die laut Foy seit Mitte letzten Jahres massiv in den deutschen Markt drängen. Allen voran Siebel Systems Inc., der weltweit führende CRM-Spezialist, der allein im vierten Quartal 2000 weltweit 582 Millionen Dollar umsetzte.

Qualitätsprobleme beim Release-Wechsel

Zwar betonten die anwesenden Update.com-Manager in Frankfurt, produktseitig "durchaus wettbewerbsfähig" zu sein. Neben Marketing-Aufwendungen haben aber vor allem die hohen Entwicklungskosten die Verluste in die Höhe getrieben. Allein im letzten Jahr kamen zwei neue Versionen des Kernprodukts "Marketing-Manager" auf den Markt, ergänzt um Spracherkennungs-, Web- und WAP-Module. Gleichzeitig wurden damit aber neue Baustellen eröffnet. "Bedingt durch die schnellen Versionswechsel traten Qualitätsprobleme auf, die zwischenzeitlich behoben werden konnten", ist im Geschäftsbericht zu lesen.

Wie in Frankfurt außerdem unterstrichen wurde, sehen sich die Wiener heute nicht mehr als One-Product-Company. Von dem US-Softwareunternehmen Intarka Inc. kaufte Update.com im letzten Jahr das Produkt "Prospect Miner", eine Suchmaschine für Vertrieb und Marketing, die in die eigene CRM-Lösung integriert wurde und zudem als eigenständiges Tool vermarktet wird. Erworben wurden außerdem Rechte an dem OEM-Produkt "Request Center" der kalifornischen Celosis Inc. Mit dieser Software, die Web-basierte Techniken und WAP nutzt, lässt sich die Steuerung von Dienstleistungen verbessern.