Böblinger rechnen mit gedämpftem Wachstum im laufenden Geschäftsjahr:Dollarkurs bereitet HP Kopfzerbrechen

21.03.1986

BÖBLINGEN (bk) - Bei der deutschen Hewlett-Packard-Tochter hat 1985 wieder der Alltag eingekehrt. Nach dem " Rekordjahr" 1984 mit hohen Umsatz- und Gewinnsprüngen verzeichneten die Böblinger im Geschäftsjahr 1985 ein "normales" Umsatzwachstum von 23 Prozent.

Schwierigkeiten bereitete vor allem der schwache Auftragseingang in den Monaten Mai bis Oktober. Für das laufende Finanzjahr erwarten die Schwaben gar nur einen Umsatzanstieg um zehn Prozent. Grund: Die extremen Dollarschwankungen machen Hewlett-Packard zu schaffen.

Schon Anfang des vergangenen Jahres hatte Eberhard Knoblauch, Geschäftsführer der Hewlett-Packard GmbH (HP), Böblingen, darauf hingewiesen, daß sich die Rekordergebnisse von 1984 in den kommenden Jahren wohl kaum wiederholen ließen. Damals konnten sich die Schwaben in dem Glanz eines Umsatzplus von 42 Prozent und eines Gewinnanstiegs von 35 Prozent gegenüber 1983 sonnen. Schon in dem am 31. Oktober abgeschlossenen Geschäftsjahr 1985 schrieb HP wieder Durchschnittszahlen. So erhöhte sich der Umsatz um 23 Prozent auf 2,59 (1984: 2,118) Milliarden Mark, der Gewinn stieg um 9,8 Prozent auf 140 (1984: 128) Millionen Mark. Mit Neueinstellungen von 350 Mitarbeitern kletterte die Beschäftigtenzahl um 8,5 (21) Prozent auf 4520. Die Investitionen gingen von 180 Millionen Mark im Vorjahr auf 128 Millionen Mark zurück, die Abschreibungen stiegen auf nahezu 80 (1984: 62) Millionen Mark. Mit diesem Ergebnis zeigte sich Knoblauch "durchaus zufrieden".

Aber auch Durststrecken hatte die HP-Tochter 1985 zu überstehen. So ging der Auftragseingang in den Monaten Mai bis Oktober stark zurück. Als Gründe nannte Knoblauch zum einen den Modellwechsel von der Serie 200 auf die Serie 300 bei der Arbeitsplatzcomputerfamilie 9000. Zum anderen habe der zu jener Zeit stark steigende Dollarkurs zu teilweise 20prozentigen Preiserhöhungen im Inland für importierte, aber zum Teil auch für in der Bundesrepublik Deutschland hergestellte Produkte geführt. Dies sei vom Markt negativ aufgenommen worden.

Der schwache Auftragseingang veranlaßte die Böblinger, zur Jahreswende Sparmaßnahmen zu ergreifen, die sich unter anderem auf die Gehälter von rund 300 leitenden Angestellten niederschlugen. Auch wurden die Mitarbeiter angehalten, im November, Dezember und Januar je zwei Tage bezahlten Urlaub zu nehmen. Der HP-Boß betonte aber daß diese Maßnahmen inzwischen größtenteils aufgehoben werden konnten, da der Auftragseingang seit November 1985 wieder gestiegen sei.

Auch für das laufende Geschäftsjahr sieht sich HP keineswegs rosigen Zeiten entgegengehen. Knoblauch erwartet ein "gedämpftes Umsatzwachstum" von nur zehn Prozent, da nach den Preiserhöhungen nun Preisreduzierungen im Inland erfolgen sollen. Sorgen aber bereitet den Böblingern vor allem der unberechenbare Dollarkurs, der in den letzten Wochen stark gefallen ist und derzeit auf 2,16 Mark steht. Bliebe der Kurs derart niedrig, so der HP-Chef, werde sich dies mit Sicherheit auf das Auslandsgeschäft auswirken. Der Exportanteil am Umsatz betrug 1985 rund 59 Prozent. Doch im laufenden Geschäftsjahr ist laut Knoblauch ein Wachstum in Mark kaum möglich.

Knoblauch rechnete vor, daß das Unternehmen bei einem angenommenen Durchschnittskurs von 2,23 Mark für den Dollar seinen Absatz im Ausland um 20 Prozent steigern müsse, allein um den Umsatz im Exportgeschäft vom Vorjahr bei einem Dollarkurs von 3,03 Mark halten zu können. Er, so der HP-Chef, würde sich einen Dollarkurs von 2,50 Mark wünschen. Damit seien gute Voraussetzungen für ein zufriedenstellendes Auslandsgeschäft gegeben. Dennoch werde man sich durch die extremen Währungsschwankungen nicht "ins Bockshorn jagen lassen". Schließlich habe man mit den Ergebnissen von 1985 seinen Platz als größte Konzerntochter festigen können.