Konkurrenz für IBM/Tivoli und CA

BMC Software übernimmt Boole & Babbage

10.11.1998
MÜNCHEN (CW/jha) - BMC Software Inc. übernimmt den Spezialisten für Mainframe-Verwaltungs- und Automatisierungs-Tools Boole & Babbage. Rund 900 Millionen Dollar in Form eines Aktientausches wendet BMC für die Übernahme auf. Dafür erhält das Unternehmen eine Enterprise-Management-Konsole, das Framework "Command/ Post", Zugang zum "MQ-Series"-Markt und darüber hinaus eine große Kundenbasis.

Mit einem kumulierten Umsatz von 1,1 Milliarden Dollar, 4400 Angestellten und Vertretungen in 26 Ländern schwingt sich BMC mit der Übernahme von Boole & Babbage zum drittgrößten Anbieter von Management-Werkzeugen hinter IBM/Tivoli und Computer Associates (CA) auf. Doch die neu formierte Company will an der bisherigen Strategie festhalten. "Wir werden nicht mit CA und Tivoli konkurrieren", kündigt Gerd Mick, Direktor Marketing der hiesigen BMC-Niederlassung, an. Man werde sich nicht als Plattformanbieter positionieren, sondern sich weiter auf das Programm "Application Service Assurance" konzentrieren, das Ap- plikations-Verfügbarkeit, -Performance und -Recovery zum Ziel hat. Wesentliche Bestandteile eines integrierten Management-Konzeptes, wie etwa das Konfigurations-Management, die Softwaredistribution oder die User-Verwaltung, "werden wir nicht anfassen", so Mick. Nach wie vor strebe BMC an, seine Lösungen separat zu betreiben oder in Konsolen von Plattformanbietern wie Tivoli oder CA zu integrieren.

Klärende Worte sind erforderlich, denn mit Boole & Babbage holt sich BMC etwa das Framework "Command/Post" ins Haus, das ähnlich wie Tivoli- oder CA-Lösungen konzipiert, dabei jedoch mehr auf Mainframe-Umgebungen und die Automation des RZ-Betriebs ausgerichtet ist. Bestandteil des erworbenen Portfolios ist zudem eine Enterprise-Konsole, Kern einer jeden Ma- nagement-Plattform. Diese soll dahingehend ausgebaut werden, daß sie als zentrale Schnittstelle für alle Dienste von BMC und Boole & Babbage fungieren kann. Sie wird jedoch auch in Management-Plattformen anderer Hersteller zu integrieren sein. Damit möchte BMC den Eindruck vermeiden, es konkurriere nun direkt mit CA, Tivoli und Hewlett-Packard.

Neben Command/Post und der Enterprise-Konsole hat Boole & Babbage weitere Werkzeuge, die BMC zur Übernahme bewogen haben dürften. Da wäre etwa das Verwaltungswerkzeug "Command MQ" für die asynchrone Transaktions-Middleware MQ Series von der IBM sowie das Performance-Werkzeug "Mainview" für MVS- und OS/390-Installationen. Nicht unwesentlich dürfte zudem die starke Kundenbasis von Boole & Babbage gewesen sein. Obwohl das übernommene Unternehmen hinsichtlich Umsatz und Mitarbeiterzahl nur ein Viertel der BMC-Daten erreicht, habe es "ebenso viele, wenn nicht sogar mehr Kunden als wir", meinte ein BMC-Vertreter.

Innerhalb von 60 bis 90 Tagen soll die Übernahme abgewickelt werden. BMC wird sich überlegen müssen, inwiefern die erworbenen Produkte in das Strategiedreieck aus Leistung, Verfügbarkeit und Recovery von Applikationen und Datenbanken passen. Bislang heimste der Hersteller vor allem im Client-Server-Umfeld viel Anerkennung mit seinem 1994 erworbenen Produkt "Patrol" ein, das als agentenbasiertes Werkzeug Applikationen und Datenbanken verwaltet. Flankiert wird das Produkt durch das in diesem Jahr übernommene Perfomance-Management-Werkzeug "Best/1". Mit der Übernahme stärkt BMC nun wieder seine Großrechnerlinie.