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Da schau her

Blogs verlinken zu 99 Prozent auf klassische Medien

26.05.2010
Von pte pte
Gruppendruck der Peers: Die Blogging- und Social-Media-Szene vertraut fast ausschließlich auf Informationen klassischer Medien. BBC, CNN und die New York Times sich die häufigsten Quellen

Mehr als 99 Prozent der Artikel, die in Blogs verlinkt werden, gehen auf traditionelle Nachrichtenquellen zurück. 80 Prozent der Links verweisen gar auf nur vier große Medienhäuser - BBC, CNN, New York Times und Washington Post. Das ist ein Teilergebnis einer aktuellen Analyse des Project for Excellence in Journalism vom Pew Internet Research Center.

Auf den ersten Blick mag dieses Ergebnis überraschend erscheinen, Medienexperten sehen die Verbindungen zwischen der Web-affinen Generation und den traditionellen Informationsquellen durchaus als plausibel an. "Überraschend ist allenfalls die Deutlichkeit, mit der die klassischen Medien als Infoquelle für Blogger voran liegen", sagt Kai-Uwe Weidlich, Geschäftsführer des Medien Instituts in Ludwigshafen, gegenüber pressetext.

Der Umstand selbst sei wenig erstaunlich. "Seit Jahren schneiden Printmedien in allen bekannten Studien als die glaubwürdigsten Massenmedien ab", so Weidlich weiter. Für die Plausibilität der aktuellen Studienergebnisse sprächen weiters mindestens zwei psychologisch bedeutsame Faktoren. "Zum einen die starke soziale Kontrolle, der die meisten Blogs unterliegen. Wer schlecht recherchierte Halbwahrheiten publiziert, den stellt die Szene unmittelbar an den Pranger. Damit droht schnell ein Verlust von Glaubwürdigkeit."

Außerdem stellen viele Blogs laut Weidlich eine Art Peergroup im Netz dar. "Viele Teilnehmer kennen sich mehr oder weniger gut. Das verschärft zusätzlich den Druck, nur mutmaßlich gut recherchierte Information zu verteilen - wer erzählt seinen Freunden schon gerne Mist?" Darüber hinaus habe die Pew-Studie aber auch gezeigt, wie schwer sich klassische Medien mit einer "echten Crossmedialität" tun und damit eine Menge Potenzial verschleudern, ergänzt Weidlich. Denn nur ein Prozent der Links entfallen demnach auf Nachrichtenagenturen.

So sehr sich Blogger auf klassische Nachrichtenquellen verlassen, so unterschiedlich ist die Gewichtung bei den Themen. Laut Pew gab es in 49 Wochen Untersuchungszeitraum nur 13 Wochen Überschneidungen bei den Top-Storys in Blogs und traditionellen Medien. Noch weniger Parallelen gab es mit Twitter. Die wichtigsten Themen überschnitten sich nur in vier der 49 Wochen mit jenen der klassischen Medien. (pte)