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Blockiert US-Justizministerium Peoplesoft-Übernahme durch Oracle?

02.10.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Anwälte des US-Justizministeriums, die auf Fragen des Wettbewerbsrechts spezialisiert sind, scheinen die versuchte feindliche Übernahme von Peoplesoft durch Oracle torpedieren zu wollen. Juristen, die mit den Fusionsverhandlungen offensichtlich eng vertraut sind, sagten, Anwälte der Justizbehörde hätten damit begonnen, sowohl aktuelle als auch potenzielle Neukunden von Peoplesoft und Oracle zu befragen und um Stellungnahmen zu bitten. Solch ein Vorgehen ist nach Einschätzung vieler Wettbewerbsrechtsexperten ein sehr deutliches Zeichen dafür, dass die Behördenanwälte dem Justizministerium vorschlagen werden, die geplante Fusion abzulehnen. Die Erkenntnisse aus diesen Befragungen werden in aller Regel bei einem Gerichtsverfahren benutzt als Argumente gegen eine Fusion.

Das Justizministerium benannte zudem Kent Brown als Leiter der Untersuchungen. Brown ist, schreibt die US-Tageszeitung "USA Today", nicht nur einer der prominentesten Antitrust-Anwälte der Justizbehörde. Seine Bestallung gilt mit der Materie bewanderten Experten ebenfalls als klares Zeichen dafür, dass das US-Ministerium sich gegen die Übernahme von Peoplesoft durch den Datenbankspezialisten aussprechen könnte. Das Justizministerium kommentierte den Bericht von USA Today ebenso wenig wie Oracle. Dessen Sprecherin Jennifer Glass wurde lediglich mit den Worten zitiert, man sei weiterhin hoffnungsvoll, vom Justizministerium das Plazet für die Firmenzusammenführung zu erhalten.

Antitrust-Vertreter scheinen sich insbesondere an der Aussicht zu stören, dass mit der Fusion Oracle-Peoplesoft nur noch zwei veritable Anbieter von Business-Automation-Software am Markt um Aufträge buhlen würden. Sie befürchten, in dieser Situation würden wegen des fehlenden Wettbewerbs die Softwarepreise von SAP und Oracle-Peoplesoft zum Nachteil der Anwender steigen. Eine weitere Befürchtung der Wettbewerbshüter ist, dass nach einer Fusion heutige Peoplesoft-Kunden keine notwendigen Softwareaufrüstungen mehr erhalten und gezwungenermassen auf andere Produkte umsteigen müssten - und dies, nachdem sie Millionen von Dollar in Peoplesoft-Software investiert hatten. James Rill, Antitrust-Anwalt in Diensten Oracles, sagte, es gebe einige Unternehmen, die im Markt kommerzieller Software auftreten könnten. Er glaubt deshalb, dass zumindest dieses Argument der Fusionsgegner in der Justizbehörde nicht stichhaltig ist. (jm)