CWLeserbriefe

Blanker Unsinn!

22.02.2005

CW 6/05, Seite 1: "Siemens-Chef lässt SBS bluten"

Wir alle haben zur Kenntnis genommen, dass es der deutschen Wirtschaft nicht mehr so gut geht. Welche Ausprägungen die Unternehmensleitung der "Ackermann"-Manager-Generation jedoch annehmen kann, können wir täglich aus den Nachrich- ten erfahren. Insofern wundert es nicht, dass in Siemens-Kreisen vollen Ernstes behauptet wird, Freiberufler und kleine Firmen würden "bei Stundensätzen von 17 oder 18 Euro" der IT-Tochter von Siemens das Wasser abgraben. Mit Verlaub, diese Behauptung ist blanker Unsinn und entbehrt jeglicher Grundlage. Richten wir doch einmal den Blick auf die zurückliegende und gegenwärtige Praxis der "großen" Beratungsunternehmen wie SBS.

Es waren in der Vergangenheit doch genau diese Global Player im Consulting-Geschäft, die mit horrenden Stundensätzen ein nicht zu verachtendes Geld verdient haben. Viele Kunden die- ser Dienstleistungsunternehmen haben stillschweigend die Faust in der Tasche geballt und die überzogenen Rechnungen gezahlt.

Noch einmal zur Erinnerung: Freiberufler und kleine Firmen fakturierten zu den eben erwähnten Zeiten - das heißt in den "fetten" Jahren - einen Bruchteil dessen, was SBS von den Endkunden als Honorarsatz verlangte. Genau diese Mitbewerber haben aber ihre moderate Preispolitik - auch unter Abstrichen - bis zum heutigen Tag beibehalten. Allerdings heißt das noch lange nicht, dass ein qualifizierter Berater einer kleinen Firma in der heutigen Situation die Dienstleistung für 17 oder 18 Euro anbietet.

Dass nun SBS mit den mittlerweile im Markt üblichen Preisen nicht mehr zurechtkommt, hat andere Gründe. An dieser Stelle sind zum Beispiel überzogene Manager-Gehälter und eine aufgeblähte Verwaltung zu nennen. Freiberufler und kleine Firmen sind an dem Dilemma der SBS in jedem Fall nicht schuld.

Frank Braun, Solit GmbH, Bergisch Gladbach