Blade-Vergleich: IBM knapp vor FSC

02.06.2006
Von Dirk Pelzer
Blade-Server stellen ein Maximum an Rechnerkapazität auf engstem Raum zur Verfügung. Dabei lassen sie sich an unterschiedlichste Bedürfnisse anpassen. Die COMPUTERWOCHE hat zwei Lösungen genauer untersucht.
Per Web-Browser läßt sich der Status von IBMs Blade Center - Chassis und Server - prüfen.
Per Web-Browser läßt sich der Status von IBMs Blade Center - Chassis und Server - prüfen.

Mehr Rechenpower auf immer weniger Fläche lautet die Devise, unter der Blade-Server verstärkt in Unternehmen eingeführt werden. Die kompakte Bauform und die hohe Integrationsdichte bieten allerlei Vorteile, allen voran die Platzersparnis. Je nach Hersteller und Technik finden mühelos bis zu 14 steckbare Server in einem Chassis mit nur sieben Höheneinheiten Platz. Ein Standard-Rack mit 42 Höheneinheiten kann somit 84 Rechner aufnehmen. Da in den Chassis in der Regel auch Komponenten wie LAN- und SAN-Switches integrierbar sind, lässt sich auf diese Weise nahezu die komplette Infrastruktur vieler Unternehmen auf engstem Raum unterbringen.

Fazit: Primergy BX 600

Vorteile:

- Blade-Kaskadierung für Konfigurationen mit bis zu acht CPUs;

- leistungsfähige Management- und Deployment-Tools;

- schnelles Deployment verschiedener Betriebssysteme;

- sehr gute Skalierbarkeit.

Nachteile:

- Derzeit nur Intel- und AMD-CPUs verfügbar;

- eingeschränkte Alternativen im Bereich Gigabit-Ethernet- und Fibre-Channel-Blades;

- derzeit keine Infiniband-Unterstützung.

Preise:

Chassis BX600:

ab Zirka 3900 Euro;

Blade BX630 (AMD-CPU):

ab zirka 1800 Euro;

Blade BX620 S2 (Intel-CPU): ab zirka 1800 Euro.

Fazit: Blade Center

Vorteile:

- Leistungsfähige Management- und Deployment-Tools;

- große Vielfalt an leistungsfähigen CPU-Technologien verfügbar;

- gute Skalierbarkeit;

- große Vielfalt an Optionen im Bereich LAN, SAN und Infiniband verfügbar;

- hohe Akzeptanz der Lösung bei Drittherstellern.

Nachteile:

- Skalierung nur bis höchstens vier Wege;

- Deployment etwas umständlich und langsam.

Preise:

Chassis Blade Center:

ab zirka 3041 Euro;

Chassis Blade Center H:

ab zirka 5283 Euro;

Blade HS20 (Intel):

ab zirka 1620 Euro;

Blade LS20 (AMD):

ab zirka 2344 Euro;

Blade JS21 (PowerPC):

ab zirka 2808 Euro.

So wurde getestet

Der Test fand in den Labors der jeweiligen Hersteller statt. Dabei standen jeweils ein Blade-Chassis vom Typ Fujitsu-Siemens BX600 und ein IBM Blade Center mit mehreren Blades und unterschiedlichen CPU-Techniken von AMD und Intel zur Verfügung. System-Management, Monitoring und Deployment liefen über einen separaten Server, auf welchem jeweils die herstellerspezifischen Tools installiert waren. Für den Test erfolgte ein Deployment der Betriebssysteme Windows 2003 Server und Red Hat Linux per Skript- beziehungsweise Cloning-Verfahren. Darüber hinaus wurden die System-Management- und Monitoring-Werkzeuge auf ihre Funktionalität und Bedienbarkeit hin untersucht.

Testergebnisse

Hersteller Produkt Skalierbarkeit Ausstattung Management Gesamtnote

Fujitsu-Siemens BX600 8 8 9,5 8,6

IBM Blade Center 9 9,5 8 8,8

30% 30% 40% 100

<4,9 inakzeptabel / 5.0 - 5.9 Schlecht / 6.0 - 6.9 Befriedigend / 7.0 - 7.9 Gut / 8.0 - 8.6 Sehr gut / 8.7 - 10 Ausgezeichnet

Einen Testsieger auszumachen war in diesem Fall nicht einfach. Beide Hersteller erzielen mit wohl durchdachten Lösungen überzeugende Ergebnisse. Während IBM vor allem durch seine gute Skalierbarkeit und Ausstattung glänzte, konnte Fujitsu-Siemens in Sachen Management Boden gut machen. Vor allem das Deployment von Betriebssystemen gelang im Test schnell und einfach, während sich die IBM-Lösung an dieser Stelle etwas schwerer tat und als nicht so intuitiv bedienbar erwies. Dafür glänzte das US-Produkt mit einer schier unerschöpflichen Auswahl optionaler Komponenten in sämtlichen Bereichen. Auch der Betrieb von bis zu 14 Blades in einem Chassis sorgt für hohe Skalierbarkeit. Mitbewerber Fujitsu-Siemens schafft hier nur zehn. Insgesamt platzierte sich IBM hauchdünn vor FSC.

Flexibel und leistungsfähig

Da die Hersteller von Blade-Servern ein breites Portfolio an Ausbaustufen und optionalen Komponenten anbieten, sind die kompakten Rechner mittlerweile beinahe ebenso flexibel und leistungsfähig wie viele Einzelsysteme. Durch die Verwendung von Multiprozessor- und Multicore-Architekturen sowie 64-Bit-Techniken zur Adressierung von Hauptspeicher jenseits der 4-GB-Grenze stehen auch anspruchsvollen Applikationen wie Datenbanken oder ERP-Systemen genügend Leistungsreserven zur Verfügung.

Server-Verwaltung

Um im IT-Alltag bestehen zu können, müssen die Steckkartenrechner auch einige Ansprüche der Administratoren erfüllen. Wichtigster Punkt ist die vollständige Verwaltbarkeit aus der Ferne. Dazu zählt besonders die Fähigkeit zur Remote-Installation von Betriebssystemen. In den meisten Umgebungen ist es nicht praktikabel, eine Server-Installation über die klassische Methode - Installationsmedium einlegen und interaktiv die einzelnen Schritte abarbeiten - vorzunehmen. Stattdessen sind automatisierte Installationsroutinen gefordert, die zuverlässig funktionieren und dem Systemverwalter das mühevolle Zusammensuchen von notwendigen Komponenten und Treibern abnehmen. Eine Integration mit Standard-Deployment-Lösungen von Altiris oder Enteo sollte daher in jedem Fall möglich sein.

Wichtig ist auch, auf das System-Management und das Monitoring zu achten. Der Administrator muss wissen, welche und wie viele Blade-Server sich in einem Chassis befinden, wie diese ausgestattet sind und ob sie einwandfrei arbeiten. Daneben interessiert ihn natürlich auch, ob es Performance-Probleme oder Hotspots gibt, um gegebenenfalls frühzeitig für Abhilfe sorgen zu können. Wir haben die Blade-Lösungen von Fujitsu-Siemens Computers (FSC) "Primergy BX600" und "Blade Center" von IBM unter die Lupe genommen.

Primergy BX600

Das Chassis der BX600-Reihe beansprucht im Rack sieben Höheneinheiten. Darin finden insgesamt zehn Blades Platz, die in unterschiedlichen Konfigurationen und Ausbaustufen erhältlich sind. Die Server-Lösung erlaubt einen Mischbetrieb verschiedener Intel- und AMD-CPUs. Die Wahlmöglichkeiten reichen von Intels "Xeon MP" über "Xeon DP" mit EM64T bis hin zu 64-Bit-Opteron-Prozessoren von AMD. Somit können sowohl aktuelle 32- als auch 64-Bit-Betriebssysteme ausgeführt werden. Speziell für den Einsatz von AMD-Prozessoren bietet der Hersteller die Möglichkeit, bis zu vier Dual-CPU-Blades zu einem Gesamtsystem in Form eines "Octo-Server-Blades" zu kaskadieren. Dieses verhält sich dann wie ein Einzelsystem mit acht Chips. Gedacht ist die Lösung für sehr anspruchsvolle Applikationen wie Datenbanken. Die Größe des Hauptspeichers hängt von der verwendeten Prozessortechnik ab und reicht bis maximal 64 GB für das Octo-Server-Blade, wobei derzeit 2-GB-Speichermodule zum Einsatz kommen.

Für die Storage-Anbindung stehen lokale Laufwerke mit Parallel-SCSI- (Small Systems Computer Interface), SATA-(Serial ATA) und SAS-Schnittstelle (Serial Attached SCSI) zur Verfügung. Da SATA- und SAS-Platten dasselbe Interface benutzen, kann der Systemverwalter problemlos durch einen einfachen Controller-Tausch von einer Technik auf eine andere umsteigen.

Unabhängig von der Schnittstelle können alle Laufwerke im laufenden Betrieb ausgetauscht werden, was die Verfügbarkeit der Gesamtlösung steigert.

Zusätzlich zu den lokalen Laufwerken stellt Fujitsu-Siemens jedem Blade optional zwei Fibre-Channel-Ports zur Verfügung, die entweder über eine Pass-Through-Komponente direkt an einen SAN-Switch angeschlossen werden oder über einen eigenen im Blade eingebauten Fibre-Channel-Switch mit dem Unternehmens-SAN Verbindung aufnehmen.

Wohin mit den Daten?

Für die SAN-Umgebung setzt FSC bei den Host-Bus-Adaptern auf 2-Gbit/s-Technologie von Qlogic oder 2-/4-Gbit/s-Technologie von Emulex. Beim FCl-Switch-Blade stehen ausschließlich Modelle des SAN-Spezialisten Brocade zur Verfügung. Dabei handelt es sich um einen 2-Gbit/s-"Silkworm 3014" mit zehn internen und vier Uplink-Ports oder um einen "Silkworm 4016" mit zehn internen und sechs externen 4-Gbit/s-Ports.

Weiterhin verfügt jeder Blade-Server über zwei integrierte Gigabit-Ethernet-Anschlüsse mit Broadcom- oder Intel-Chipsatz, die entweder über eine Pass-Through-Komponente direkt an einen LAN-Switch im Unternehmen angeschlossen werden oder über ein in das BX600-Chassis integriertes Switch-Blade. Auf Wunsch lassen sich über eine an das jeweilige Blade ansteckbare I/O-Karte zwei zusätzliche Gigabit-Ethernet-Ports mit Intel-Chipsatz integrieren. Sofern die zusätzlichen LAN-Karten zum Einsatz kommen, muss der Systemverwalter allerdings auf die Fibre-Channel-Karten verzichten, da diese denselben Steckplatz benötigt.

Bei den LAN-Switch-Blades stehen derzeit zwei Modelle zur Verfügung: Ein von der Firma Accton stammender Layer-2-Switch verfügt über zehn interne sowie drei externe Uplink-Ports in Gigabit-Ethernet-Technik. Alternativ bietet FSC seit kurzem einen selbst entwickelten Layer-4-Switch mit zehn internen 4-Gigabit-Ethernet-Uplink-Ports sowie zusätzlich zwei 10-Gbit/s-Uplink-Ports, um den Datendurchsatz steigern zu können.

Der Zugriff auf die einzelnen Rechnerkarten erfolgt per integriertem Standard-KVM-Modul (KVM = Keyboard, Video, Maus), über welches der Systemverwalter zu Konfigurations- und Administrationszwecken zwischen den einzelnen Blades hin- und herschalten kann. Da die lokale Administration von Blades jedoch meist weder erwünscht noch sinnvoll ist, bietet FSC ein optionales "Advanced-KVM"-Blade mit IP-Anbindung. Damit werden die Blades über das LAN und einen Browser verwaltbar. Der Web-Browser lässt sich auch für das integrierte und redundant ausgelegte Management-Blade verwenden, das für die Verwaltung der Blades und des Blade-Chassis genutzt wird. Es liefert Informationen über die Konfiguration von Chassis und Server und dient auch dazu, Blades auszulesen oder einzelne Server aus- beziehungsweise einzuschalten.

Schutz vor Ausfällen

Um die Ausfälle zu reduzieren, sind nahezu alle Komponenten standardmäßig redundant ausgelegt. Das betrifft sowohl die Blades selbst als auch das Chassis, das mit redundanten Netzteilen und Lüftern ausgestattet ist. Die Midplane, über welche die Server mit den Switch-Blades und anderen externen Komponenten kommunizieren, ist zwar nicht doppelt vorhanden, besteht aber ausschließlich aus passiven Komponenten. Das soll die Ausfallwahrscheinlichkeit zumindest senken.

FSC liefert die BX600-Blades standardmäßig mit einem umfangreichen Softwarepaket für Installation, Konfiguration, Monitoring und Deployment aus. Auf einer Server-Start-CD findet der Systemverwalter dazu ein reichhaltiges Angebot an Tools und Funktionen. Das Kernstück der Softwarelösung bildet mit "ServerView" ein zentraler Management-Server, auf dem die "Central Management Station" (CMS) sowie eine Datenbank installiert sind. Zusätzlich ist ein Apache- oder Internet-Information-Server für den Web-Zugriff erforderlich. Die CMS vereint eine Vielzahl von Funktionen, etwa für Monitoring, Alarm-, Performance-, Archiv- und Asset-Management für alle Varianten der Primergy Server einschließlich der Blades.

Sämtliche Konfigurations- und Inventardaten legt die CMS in einer derzeit noch proprietären Datenbank ab. Der Hersteller plant jedoch, sie demnächst gegen eine Standard-SQL-Datenbank - Microsoft SQL Server oder die Linux-basierende PostgreSQL-Datenbank - zu ersetzen. Um Daten aus den Servern auslesen zu können, ist eine Agentensoftware erforderlich, die die Informationen über das Betriebssystem und die Hardwarekomponenten an die CMS liefert. Zusätzlich können über das in jedem BX600-Chassis integrierte Management-Blade Informationen über das Chassis selbst sowie die darin eingebauten Server ausgelesen werden.

Tivoli wird akzeptiert

Sofern im Unternehmen weitere zentrale Management-Systeme wie Tivoli oder OVO vorhanden sind, erlaubt der Hersteller, die per CMS ermittelten Daten und Informationen an das übergeordnete Management-System weiterzuleiten. Entsprechende MIBs und Integration Packs sind verfügbar.

Für die Verteilung von Betriebssystemen und Applikationen auf die Blade-Server bestehen mehrere Optionen. Die einfachste und preiswerteste, weil kostenlose Möglichkeit ist der Einsatz von "Server Start". Hiermit lassen sich bis zu fünf Blades gleichzeitig mit unterschiedlichen Betriebssystemen installieren. Ein Wizard fragt dabei zunächst alle für die Installation benötigten Parameter ab und konstruiert daraus ein Installationsskript. Danach werden dann unbeaufsichtigt das Betriebssystem und etwaige zusätzliche Applikationen installiert. Erforderliche Treiber für das jeweilige Betriebssystem integriert der Wizard automatisch. Server Start sorgt zudem für die automatische Konfigurierung aller Hardwarekomponenten wie Raid-Controller und BIOS-Einstellungen und installiert anschließend selbständig das Programm. Benötigte Komponenten wie PXE (Preboot Execution Environment) und ein TFTP-Server zum Laden der Installationsumgebung auf dem jeweiligen Blade sind Bestandteil von Server Start.

Cleveres Verteilungsprogramm

Für größere Umgebungen und das parallele Deployment von unbegrenzt vielen Maschinen bietet Fujitsu-Siemens sein "Remote-Deploy"-Produkt an. Neben der bereits von Server Start unterstützten skriptbasierenden Installation verteilt es auch die Programme auf Image-Basis. Der Systemverwalter nutzt ein Master-System, von dem er ein Festplatten-Image erzeugt. Dieses Image kann anschließend angepasst und mit neuen Host-Namen und IP-Adressen versehen auf weiteren Blades installiert werden.

Remote Deploy kann erkennen, ob ein von einem Master-System erzeugtes Image überhaupt auf einem Zielsystem laufen wird. Dazu vergleicht das Programm die Hardwarespezifikation: Sind Quell- und Zielsystem nicht kompatibel, weist Remote Deploy den Systemverwalter darauf hin. Gegenüber der skriptbasierenden Installation hat die Softwareverteilung per Image vor allem den Vorteil, wesentlich schneller vonstatten zu gehen. Im Test dauerte das Deployment eines Windows 2003 Server per Image etwa 25 Minuten. Die skriptbasierte Installation nahm hingegen knapp eine Stunde in Anspruch.

Blade Center

IBM bietet mehrere Produktreihen seines "Blade Center" an. Herzstück ist das bereits seit mehreren Jahren verfügbare und seither nur geringfügig modifizierte Blade Center, das sieben Höheneinheiten groß ist und Platz für 14 Server bietet. Für den Telecom-Bereich hat Big Blue noch das "Blade Center T" im Angebot, das im Rack acht Höheneinheiten belegt und nur acht Blades aufzunehmen vermag. Seit kurzem ist darüber hinaus "Blade Center H" verfügbar, das auf neun Höheneinheiten wiederum bis zu 14 Blade-Server fasst. Sämtliche derzeit verfügbaren Blades sind problemlos zwischen den einzelnen Chassis-Formen austauschbar.

Der Hauptunterschied zwischen dem klassischen Blade Center und der neuen H-Version ist außer dem größeren Platzbedarf deren Erweiterbarkeit und die Möglichkeit, Infiniband-Technik mit 10 Gbit/s zu nutzen. Damit wird die Lösung auch für das High-Performance-Clustering tauglich. Zudem bietet das Blade Center H leistungsfähigere Netzteile mit 2900 Watt gegenüber 2000 Watt beim älteren Blade Center. Die H-Varainte kann damit auch die derzeit leistungsstärksten, aber auch stromhungrigsten CPUs in allen 14 Blades gleichzeitig betreiben. Die erzeugen allerdings so viel Abwärme, dass eine zusätzliche Kühlung notwendig wurde und den Platzbedarf um zwei Höheneinheiten steigen ließ.

Ressourcen werden geteilt

Jedes Chassis verfügt über eine Media-Schublade mit USB-CD-/DVD-ROM- und Diskettenlaufwerk, das bei Bedarf an ein Blade zuschaltbar ist. Für das Remote-Management bietet IBM ein Standard- oder ein Advanced-Management-Modul, das jeweils redundant auslegbar ist. Beide Varianten besitzen neben einem Web-Interface auch einen integrierten KVM-Switch mit IP-Anbindung, so dass sich der Systemverwalter per Web-Browser mit den Konsolen der einzelnen Blades verbinden kann. Das Advanced-Modul bietet als Besonderheit noch zwei USB-Schnittstellen sowie einen simultanen KVM-Zugriff durch mehrere Remote-Benutzer.

Hinsichtlich der Vielfalt an verfügbaren Blade-Varianten übertrifft IBM seinen Mitbewerber noch um einiges. So bietet der US-Hersteller außer den bereits von Fujitsu-Siemens bekannten Variationen an Intel-Xeon- und AMD-Technologien auch noch die hauseigene Power-PC-Architekur als Prozessoren an. Demnächst soll die Liste sogar noch um die gemeinsam mit Sony entwickelte Cell-CPU erweitert werden. Damit offeriert der Hersteller ein sehr breit gefächertes Hardwarespektrum und erlaubt es, entsprechend viele unterschiedliche Betriebssysteme parallel in einem Chassis zu betreiben. Dies umfasst die klassischen Intel- und AMD-Betriebssysteme Windows 2000 und 2003 beziehungsweise Linux ebenso wie den VMware ESX Server und AIX. Die Blades sind je nach CPU-Architektur mit maximal vier Chips bestückbar. Eine Kaskadierung von AMD-Opteron-basierenden Blades ist bei IBM derzeit nicht möglich. Der maximale Hauptspeicherausbau liegt bei 16 GB pro Blade. Dafür müssen allerdings die derzeit noch sehr teuren 4-GB-Speichermodule zum Einsatz kommen. Standardmäßig verfügt jedes Blade über zwei Gigabit-Ethernet-Anschlüsse mit Broadcom-Chipsatz.

Kleine SCSI-Festplatten

In Sachen Masssenspeicher setzt IBM auf SCSI-Platten mit einem für diese Technik etwas ungewöhnlichen Formfaktor von 2,5 Zoll. Die Platten fassen maximal 73 GB und drehen 10000-mal in der Minute, so dass dennoch praxistaugliche Datendurchsätze erreicht werden. Die Ultra-320-SCSI-Laufwerke können allerdings nicht im laufenden Betrieb getauscht werden. Ein integrierter Raid-Controller sorgt jedoch für eine erhöhte Verfügbarkeit. Optional bietet IBM die Möglichkeit, ein Blade um eine "SCSI-Storage-Expansion"-Unit zu ergänzen. Sie fasst zwei im laufenden Betrieb austauschbare SCSI-Platten, hat aber den Nachteil, dass sie im Chassis zwei Steckplätze belegt. Über einen integrierten Mini-PCI-Anschluss kann jeder Blade Server bei Bedarf mit einer SAN-Abindung über 2- beziehungsweise 4-Gbit/s Fibre-Channel-Expansion-Cards erweitert werden. Aus Sicherheitsgründen stehen pro Blade zwei FC-Kanäle zur Verfügung. Alternativ sind zudem Expansion-Cards für Infiniband, Gigabit Ethernet, Myrinet und iSCSI verfügbar.

Wege ins LAN und SAN

Der Anschluss aller LAN- und SAN-Komponenten erfolgt über integrierbare Switch-Blades oder per Pass-Through an die bereits im Unternehmen vorhandenen Infrastrukturkomponenten. Auch bei den Switch-Blades kann IBM mit einer breiten Angebotspalette aufwarten. Im LAN-Segement stehen verschiedene Modellvarianten mit Layer-3-, Layer-4- und Layer-7-Switches von Cisco und Nortel mit optischen oder Kupferanschlüssen und neben 14 internen Anschlüssen je nach Hersteller zwischen vier und sechs Gigabit-Ethernet-Uplink-Ports zur Verfügung.

Für das SAN erlaubt IBM verschiedene FC-Switch-Varianten der Hersteller Brocade, McData und Qlogic zu nutzen. Die Switches verfügen bereits alle über eine Geschwindigkeit von 4 Gbit/s und bieten 14 interne und sechs externe beziehungsweise sieben interne und drei externe Anschlüsse. Wird der Infiniband-Switch von Topspin eingesetzt, erhält man intern 14 einfache Infiniband-Ports mit 2,5 Gbit/s und extern vier 10-Gbit/s-Ports. Hintergrund dieser Modellvielfalt ist die Tatsache, dass IBM die Spezifikation seiner Blade-Technik (über www.blade.org) offen gelegt hat und interessierten Drittanbietern zur Verfügung stellt.

Sollte in einem Blade Center trotz aller Redundanzen einmal eine Komponente ausfallen, unterstützt die auf den Servern integrierte "Lightpath-Diagnostics"-Technik den Systemverwalter oder Kundendienst-Techniker bei der Fehlersuche. Dazu befinden sich überall auf den Blades Microschalter und LED-Anzeigen, so dass beispielsweise sehr schnell ermittelt werden kann, welches Speichermodul defekt ist: Ein einfacher Druck auf den Microschalter genügt, und die LED-Anzeige signalisiert das defekte Bauteil.

Umfassendes Management

Ähnlich wie FSC liefert auch IBM einen sehr mächtigen und leistungsfähigen Satz von Management-Werkzeugen, der sich sowohl für Blade Center als auch für andere IBM-Server eignet. Der "Blade Center Manager", der Bestandteil des Advanced-Management-Moduls ist, bildet dabei die erste Anlaufstelle. Per Web-Browser ist der Systemverwalter in der Lage, die Stati des Chassis und der darin enthaltenen Blades zu prüfen und per IP-KVM-Switch eine Remote-Konsolen-Verbindung aufzubauen.

Ein weiteres Management-Element bildet der "Director", der in Form einer Client-Server-Applikation realisiert ist. Er verfügt über die zentrale Komponente "Director Server" mit Datenbankanbindung und dezentralen "Director Agents". Die Agenten sammeln beispielsweise Inventur-, Umgebungs- und Performance-Daten über die jeweilige Server-Hardware und melden diese an den Director Server, der sie wiederum in einer Datenbank ablegt. Bei Bedarf kann der Systemverwalter Schwellwerte definieren und sich etwa bei Überschreitung der Temperatur eines Chassis informieren lassen. Da der IBM Director seinen Ursprung in der Tivoli-Management-Software hat, verfügt das Tool über ebenso mächtige wie umfangreiche Werkzeuge für alle Aspekte des Monitoring und System-Managements. Per "Update Express" können zudem Treiber- und Firmeware-Versionen remote aktualisiert werden.

Remote Deployment

Für das Deployment bietet der Hersteller neben der Unterstützung für Altiris den kostenpflichtigen "Remote Deployment Manager" als Plug-in für den Director an. Damit kann der Systemverwalter Betriebssysteme - ähnlich wie bei Fujitsu-Siemens - skriptbasierend per PXE oder Image-basierend vollständig automatisch installieren. Für die skriptbasierende Installation steht dem Systemverwalter ein Baukasten aus vorgefertigten und selbst erstellen Skripten zur Verfügung, die ihm eine sehr flexible Gestaltung des Installationsprozesses erlauben. Die automatisierte Konfiguration von BIOS und Raid-Controller gehört dabei selbstverständlich zum Standard-Repertoire.

Für die Image-basierende Installation bedient sich IBM der "Image-Center"-Software von Symantec. Im Test stellte sich allerdings heraus, dass sowohl die skript- als auch die Image-basierende Installation bei IBM deutlich mehr Zeit in Anspruch nahm als bei Fujitsu-Siemens. Das lag nicht allein daran, dass die IBM-Lösung insgesamt komplexer gestaltet ist, als bei Fujitsu-Siemens. Auch bei der reinen Installationszeit ließ sie sich deutlich mehr Zeit als der Mitbewerber. So benötigte eine geskriptete Windows-2003-Installation zirka 1,5 Stunden, während eine Image-basierende Installation von Red Hat Linux rund 45 Minuten dauerte. (kk)