Blackberry will die iPhone-Festung stürmen

07.10.2008
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Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Nach HTC, LG und zuletzt Nokia bringt nun RIM seinen potenziellen iPhone-Killer heraus.

Vor einem Jahr waren Vodafone und Verizon Wireless an Research in Motion (RIM) mit der Bitte herangetreten, ein Gerät speziell für die Ansprüche von Privatkunden zu entwickeln. Das Resultat, "Blackberry Storm", ist ein ansehnliches Touchscreen-Device mit ähnlichen Maßen wie das Apple-Handy und ebenfalls ohne physische Tastatur.

Beim Blick auf die Leistungsdaten und Features kommt der Eindruck auf, dass RIM sich auch sonst stark am iPhone orientiert hat. So verfügt Storm wie Apples Gerät über einen kapazitiven Touchscreen (360 mal 640 Pixel; über 65 000 Farben) - dieser ist allerdings nicht richtig Multitouch-fähig.

Enthalten sind außerdem eine 3,2-Megapixel-Kamera mit Videofunktion und ein GPS-Empfänger. Daten überträgt Storm per HSDPA, auf WLAN-Unterstützung wurde dagegen verzichtet - ob aus Rücksichtnahme auf die Carrier-Partner oder die Akku-Laufzeit ist nicht bekannt. Immerhin soll die herausnehmbare Batterie für 15 Tage Standby oder knapp sechs Stunden UMTS-Telefonie ausreichen.

Navigationshilfe

Die Navigation ist ausschließlich per Finger möglich, für Nutzer mit besonders dicken Fingern hat RIM zudem eine Cursor-Funktion entwickelt, mit der ein kleiner Pfeil wie auf einem Mousepad mit der Hand gesteuert werden kann. Am unteren Bildschirmrand eingeblendete Quickkeys erleichtern die Menüauswahl. Für die Texteingabe steht eine virtuelle Bildschirmtastatur in zwei Varianten zur Verfügung. Im Hochformat sind die Tasten doppelt belegt. Im Querformat wird daraus ein echtes QWERTZ-Keyboard.

Auch sonst hat RIM seine Hausaufgaben softwareseitig gemacht und stellt Funktionen bereit, die beim iPhone fehlen. Beispiel dafür ist etwa der souveräne Umgang mit Copy & Paste. Außerdem ist es möglich, im Hintergrund ein Musikvideo laufen zu lassen und gleichzeitig im Internet zu surfen.

Multimedia

Blackberry Storm geht mit einem Grundstock an Applikationen an den Start, darunter Multimedia-Anwendungen wie Youtube und eine iTunes-Anbindung, Instant Messaging, Windows Live oder Facebook. Dank Documents to Go von DataViz können Anwender Office-Dateien wie Word, Excel und Powerpoint öffnen und auf dem Gerät bearbeiten. Laut RIM soll ein in Kürze bereitgestelltes Software Development Kit (SDK) den Weg für weitere Anwendungen bahnen. Sogar ein Pendant zum iTunes Appstore ist geplant. RIM überlässt den Verkauf der Drittapplikationen jedoch den Partnern.

Alles in allem bewegt sich das Gerät relativ flüssig von Anwendung zu Anwendung - lediglich in Sachen intuitive Benutzerführung, so zumindest der Eindruck nach der kurzen Produkt-Demo, muss der Nutzer gegenüber dem iPhone Abstriche machen. Er erhält dafür jedoch ein schickes Smartphone, das sich zudem auch im Corporate-Umfeld nutzen lässt, ohne dass den IT-Sicherheitsbeauftragten dadurch graue Haare wachsen.