Im Labor - Wie ein Handy entsteht

Blackberry made in Bochum

24.11.2009
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 

Arbeiten im Think-Tank

Wenig spektakulär: Entwickeln am PC.
Wenig spektakulär: Entwickeln am PC.
Foto: RIM

Gleich werden wir die letzte Ingenieurs-Hochburg der einst stolzen Mobilfunknation Deutschland betreten. Die Anspannung steigt enorm - um schlagartig einer Enttäuschung zu weichen. Als sich die Tür öffnet, sehen wir nämlich nichts anderes als endlose Reihen von PC-Arbeitsplätzen in einem Großraumbüro. Und die sind in ihrem Einheitsgrau so stinklangweilig wie die meisten anderen Büroarbeitsplätze in dieser Republik. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass an dem einen oder anderen Platz noch eine Lötstation oder ein Messgerät steht. Aber wie konnten wir auch so vermessen sein, im Zeitalter von computergestützter Entwicklung etwas anderes zu erwarten? Natürlich werden nicht nur neue Autos und Achsen virtuell am Rechner konstruiert, sondern auch neue Handys und ihr Innenleben.

Crashtest: Die neuen Modelle müssen einen Fall aus 1,50 Meter auf eine Betonplatte klaglos überstehen.
Crashtest: Die neuen Modelle müssen einen Fall aus 1,50 Meter auf eine Betonplatte klaglos überstehen.
Foto: RIM

Gastgeber RIM scheint unsere Enttäuschung vorausgeahnt zu haben: Schnell werden wir in ein Labor geführt, in dem endlich Action angesagt ist und ein Höllenlärm herrscht. Hier wird der neue Blackberry nämlich auf seine Belastbarkeit getestet und entsprechend gemartert. Der Lärm rührt von einem weißen Blechkasten, der sich um seine eigene Achse dreht. Er ist in etwa ein Meter große Kammern unterteilt, in denen jeweils ein Blackberry liegt. Durch die Drehung werden die Smartphones einem Rüttel- sowie einem Falltest unterzogen. Damit ist die Folter aber noch nicht beendet. Bevor ein neues Modell in die Produktion geht, muss es in Bochum noch zum Crashtest.

Handy im Crashtest

Während Autos beim Crashtest mit verschiedenen Geschwindigkeiten gegen eine Wand gefahren werden, müssen die Blackberries in Bochum einen freien Fall aus verschiedenen Höhen auf eine Betonplatte verkraften. Sieht man sich das Ergebnis hinterher mit der Hochgeschwindigkeitskamera an, dann drängt sich wieder der Fahrzeugvergleich auf: Wie ein Auto haben auch die Smartphones eine Knautschzone, die sich beim Aufprall verformt - allerdings nicht plastisch wie Karosserieblech, sondern reversibel. So verbiegt sich die Gehäusekante wie eine Knautschzone beim Aufprall für Sekundenbruchteile um drei bis vier Millimeter. Laut RIM müssen die Smartphones einen Fall aus 1,5 Meter Höhe unbeschadet überstehen.