RIMs Antwort aufs iPhone

Blackberry 9500 Storm im Praxistest

17.03.2009

Ausstattung

Zur 3,2-Megapixel-Kamera des Blackberry Storm kann man kurz und schmerzlos sagen: das war wohl nichts. Sie belegt, dass bloße technische Daten nichts über die Bildqualität aussagen. Trotz Bildstabilisator verwackeln Fotos fast ausnahmslos, der Rest ist derart unscharf, dass Details völlig verloren gehen. Die Leistung des Autofokus grenzt an Arbeitsverweigerung. Schlechter macht es auch das iPhone nicht, in dem 2 Megapixel ein Bild formen und das ohne automatischen Fokus auskommt.

Blackberry 9500 Storm im Praxistest.
Blackberry 9500 Storm im Praxistest.

Im Blackberry Storm steckt mehr Sound als in manchem Musik-Handy. Ein Klick auf den Medien-Button führt in die Medienbibliothek. Dort hat man die Auswahl zwischen Musik, Videos, Klingeltönen, Bildern und Sprachnotizen. Der Extrapunkt für Klingeltöne überrascht, schließlich kann im Player jedes laufende Lied auch als Klingelton eingestellt werden. RIM meint damit allerdings die zahlreichen zusätzlichen Klingel- und Signaltöne, die auf dem internen 1-Gigabyte-Speicher vorinstalliert sind. Er kann zusätzlich mit bis zu 16 Gigabyte großen microSD-Karten erweitert werden. In der Musikbibliothek gibt es von Album bis Podcast zahlreiche Sortiermöglichkeiten, auch Wiedergabelisten kann man hier erstellen. Doch das beste ist der Sound: sobald der Player loshämmert, dreht man überrascht den Lautstärkepegel runter. Der Klang des mitgelieferten Headsets ist zwar nicht besonders basslastig und voll, allerdings recht klar und vor allem eines: laut. Auch die Präsentation ist gelungen. Voraussetzung dafür sind qualitativ hochwertige Coverarts, denn das Blackberry stellt sie nicht als winzige Thumbnails, sondern in Plakatwandgröße auf etwa 2/3 des Displays dar. Einzig Radiohörer kommen mit dem Storm nicht auf ihre Kosten.

Beim mobilen Internet hat Business-Spezialist RIM noch großen Nachholbedarf. Obwohl sich der große Touchscreen ideal für das Browsen im Internet eignet, hinkt das Storm hier meilenweit der Konkurrenz hinterher. Die Windows Mobile-Touchphones mit dem überragenden Browser Opera 9.5 wie Samsung Omnia oder HTC Touch HD sind bei Seitenaufbau und -darstellung um Längen besser als das Blackberry-Smartphone. RIM setzt auf einen selbstentwickelten Browser, der sehr langsam ist und oft Probleme bei der korrekten Darstellung von Web-Inhalten hat. Überschriften und Menüzeilen verschwinden oder werden unlesbar zusammengequetscht. Besser schlägt sich das Storm beim Email-Empfang. Nach wie vor steht der verzögerungsfreie "Push" von Emails im Zentrum eines jeden Blackberrys. Die Einrichtung eines Kontos ist kinderleicht: entweder man trägt seine bestehende Email-Adresse ein oder man legt extra eine neue Adresse an. In beiden Fällen muss man in der Regel nur die gewünschte Mailadresse und Passwort eingeben, alle anderen Einstellungen werden automatisch erkannt. Zwischen dem Versand einer Mail und der Benachrichtigung auf dem Storm vergehen selten mehr als fünf Sekunden. Anhänge im doc-, xml-, und ppt-Format können mit der vorinstallierten Documents to Go-Suite von DataViz direkt auf dem Smartphone bearbeitet und abgespeichert werden. Beim Thema E-Mail spürt man die langjährige Erfahrung von RIM im Bereich mobile Email. Einzig das Schreiben einer Mail geht nicht so flüssig von der Hand wie etwa mit dem Volltastatur-Smartphone Blackberry Bold.

RIM verzichtet beim Storm auf WLAN. Angesichts der Preisklasse ist das völlig unverständlich. Schnelles HSDPA mit 7,2 Mbit pro Sekunde sorgt aber für eine schnelle Verbindung ins Internet, telefonisch ist man dank Quadband-GSM nahezu weltweit erreichbar. Im drahtlosen Nahbereich kann man auf Bluetooth zurückgreifen und zum Beispiel Stereo-Kopfhörer anschließen oder das Storm mit der Kfz-Freisprechanlage im Auto koppeln. Im Verbindungsmanager schaltet man jeglichen Funkverkehr bequem mit einem Klick ein oder aus.

Praxistest: Blackberry 9500 Storm
Praxistest: Blackberry 9500 Storm

Das Storm ist das erste Smartphone von RIM, das das neue Application Center unterstützt. Diese Download-Plattform funktioniert so ähnlich wie Apples App Store und Googles Android Market. Hier findet man kostenlose und kostenpflichtige Zusatzprogramme und kann sie mit einem Klick herunterladen. Zum Testzeitpunkt war der Blackberry App Store aber mit 11 Anwendungen nur spärlich gefüllt. Kein Wunder, schließlich hat RIM die Plattform gerade erst gestartet. Man kann davon ausgehen, dass in einigen Monaten hunderte von Anwendungen und Spiele für das Storm erhältlich sind.

Da das Storm exklusiv von Vodafone verkauft wird, kann man den den Vodafone Navigator, der auf dem Touchphone "Vodafone Find&Go" genannt wird, als Navi-Software nutzen. Sie ist nicht vorinstalliert, sondern muss erst über das Applikation Center heruntergeladen werden. Wer nur einen Stadtplan braucht, kann dagegen Blackberry Maps nutzen oder Google Maps herunterladen. Die Software von Vodafone arbeitet nach dem Prinzip von Google Maps: der Nutzer gibt eine Adresse ein oder scrollt mit direkt mit dem virtuellen Fadenkreuz über eine 2D-Landschaft, entsprechende Kartendaten zieht sich das Programm via HSDPA vom Server. Die Navigation kann man 30 Tage kostenlos testen, danach fallen 5 Euro im Monat an. Die Routenführung ist zwar präzise, aber der Sprecher ist sehr leise und klingt extrem dünn und blechern. Dagegen überzeugen die Ortungsfähigkeiten des Storm: Für einen GPS-Fix vergehen im Durchschnitt nur 10 Sekunden.