Praxistest

Blackberry 8300 Curve

17.10.2007
Von 
Mehr über Hermann Apfelböck erfahren Sie unter http://apfelböck.de.

Ausstattung

In den Chefetagen sind Fotoapparate aus Sicherheitsgründen nicht gerne gesehen. Kein Wunder daher, dass RIM lange Zeit auf Kameras in seinen mobilen Endgeräten verzichtet hat. Doch im Sinne erweiterter Zielgruppen haben die Kanadier den Curve zum Fotografen gemacht, der Bilder mit 2 Megapixeln Auflösung knipst. Während sich die Bildqualität auf einem für Business-Smartphones hohen Niveau bewegt, sind die Einflussmöglichkeiten aufs Bildergebnis begrenzt; nur bei elementaren Einstellungen wie Auflösungsstufe und Kompressionsstärke kann der Fotofan selbst Hand anlegen.

Erst mit Hilfe der integrierten Bildbearbeitungswerkzeuge lassen sich später geschossene Meisterwerke zurechtschneiden, rote Augen korrigieren oder die Farbsättigung ändern. Videos lassen sich mit RIMs Curve übrigens nicht aufnehmen – das ginge wahrscheinlich für viele geschäftliche Nutzer doch zu weit.

Neben der Kamera zeigt besonders der Sprung in das optisch aufgepeppte Medienmenü, dass RIM multimedial ordentlich aufgerüstet hat. Konnte man etwa den Bilderordner auf älteren Blackberrys mit seiner rudimentären Optik und dem begrenzten Funktionsumfang kaum als „Galerie" bezeichnen, bedient der Curve nun weitestgehend aktuelle Multimedia-Standards. Bilder können nicht nur als einfache Listen, sondern nach Datum sortiert in einer schicken Thumbnail-Ansicht angezeigt werden.

Musikalisch schließen die Kanadier zur Konkurrenz à la Nokia oder Sony Ericsson auf. Das beginnt bei den Anschlüssen, die vom 3,5-mm-Klinkenstecker bis zum Bluetooth-Profil A2DP reichen, und endet nicht nur bei der neuen Musikbibliothek. RIMs Curve ist der erste Blackberry, der die übersichtliche und vor allem optisch ansprechende Verwaltung der eigenen Musiksammlung ermöglicht – Songs werden nach Album, Interpret, Genre etc. sortiert, und sogar eine separate Anzeige für Wiedergabelisten hat RIM sich bei iPod und Co. abgeschaut. Unterstützt werden alle wichtigen Formate – unser Curve spielte anstandslos Apples M4A-, Microsofts WMA- (ohne Rechteschutz) und gängige MP3-Dateien ab. Das klingt banal, doch was für den Lifestyle-Handy-Nutzer mittlerweile zum Standard gehört, war für auf Business-Funktionen fixierte Blackberry-Veteranen bislang ein Fremdwort.

Im Desktop-Bereich haben ebenfalls einschneidende Änderungen stattgefunden. Wer den Medien-Manager des Blackberry Desktop Managers öffnet, erlebt eine Überraschung: Statt einer mageren Doppelfensteransicht öffnet sich eine angepasste Version von Roxios Easy Media Creator, der eine komfortable Medienverwaltung vom CD-Ripping bis zur Playlist-Erstellung bietet.

Die Kontaktverwaltung orientiert sich an professionellen Business-Ansprüchen – hier spielt das Curve analog zu allen Blackberry-Modellen in der Oberliga. Einziger kleinerer Kritikpunkt ist die fade Optik, wegen der man bei gut gefüllten Adressbüchern schnell mal über die gewünschten Informationen hinwegblättert. Immerhin garantiert die Suchleiste am oberen Rand des Display auch bei mehreren hundert Einträgen schnelles Auffinden eines einzelnen Kontakts. Der Kalender ist ebenfalls ein schwarzweißgrauer Schlipsträger: In einer Tages-, Wochen-, Monats- und Tagesplanungsansicht werden dem Nutzer zahllose Termineinstellungen und übersichten geboten.

Ein Facelifting, das die Optik ins moderne Multimedia-Zeitalter „pusht", würde dem Blackberry-System allmählich gut zu Gesicht stehen.