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Durch die Kreditkrise droht eine Rezession

Schnäppchenfreitag und Cyber Monday: Start ins US-Weihnachtsgeschäft

26.11.2007
Wie selten zuvor entscheidet das amerikanische Weihnachtsgeschäft dieses Jahr über das weitere Schicksal der größten Volkswirtschaft der Welt. Bei einem Flop droht den USA noch mehr als ohnehin die Rezession. Wegen der dramatischen Kreditkrise ist das Geschäft bis Heiligabend gefährdeter und zugleich wichtiger denn je.

Kaum sonst im Jahr ist Amerika so bei sich selbst wie rund um Thanksgiving: Nur einen Tag nach dem traditionell besinnlichen Festmahl mit Truthahn im Familienkreis starten die Massen in einem hektischen Kaufrausch das Weihnachtsgeschäft. Das lange Wochenende nach Erntedank ist das Stimmungsbarometer der wichtigsten Saison im Einzelhandel. Ersten Schnellschätzungen zufolge stiegen die Umsätze zum Auftakt überraschend um acht Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Branche zeigte sich am Sonntag aber noch sehr unsicher, ob sich das Plus bewahrheitet und auch in den nächsten Wochen anhält.

Rekordverdächtig frühe und hohe Rabatte

Aus Angst vor dem womöglich schwächsten Wachstum seit Jahren hatten die Läden diesmal rekordverdächtig früh und umfangreich mit Rabatten gelockt. Bereits im Morgengrauen oder noch eher öffneten am Freitag die Läden. Landesweit hatten Schnäppchenjäger trotz Kälte die Nacht über in Zelten und langen Sitzreihen vor den Geschäften ausgeharrt. Auf die ersten warteten Preisabschläge von bis zu 75 Prozent.

"Wir brauchen die aggressiven Rabatte, um die Massen anzuziehen", sagt Terry Lundgren, Chef der Handelsketten Macy's und Bloomingdales. Oft waren die lukrativsten Lockangebote rasch ausverkauft. Andernorts wurden die anfangs hohen Rabatte fast im Stundentakt zurückgefahren - wie im Kaufhaus Saks auf der noblen New Yorker Fifth Avenue.

Experten: Händler orderten zuviel

Zu den Rennern zählen in diesem Jahr Spielekonsolen, Fernseher, Navigationsgeräte, Spielzeug, Winterkleidung und - immer mehr - Geschenkgutscheine. "Das Wetter ist ideal", sagte Lundgren. Für weiteres Geschäft könnten Touristen aus aller Welt sorgen. Der starke Euro macht viele US-Waren zu Schnäppchen - zusätzlich zu Rabatten und den stets günstigen Preisen etwa für High-Tech und Jeans.

Grund der Preisschlacht: Die Händler orderten vor der im August losgebrochenen Kreditkrise in noch ungetrübter Zuversicht sehr viel Weihnachtsware - zu viel, meinen Experten. Nun fehlt es den Kunden wegen Konjunkturproblemen und steigender Ölpreise an Geld. "Wir können uns für die Kinder dieses Jahr nur Sonderangebote leisten", gesteht eine 37-jährige Angestellte aus New Jersey im Gewühl beim Spielzeugriesen Toys 'R' Us.

Optimisten: An Geschenken sparen Amerikaner als letztes

Reihenweise stutzten zuletzt Händler nach dem Beispiel des Discounters Target ihre Prognosen fürs Weihnachtsgeschäft. Die Aktienkurse von Werten wie dem weltweiten Branchenführer Wal-Mart Stores sind seit Jahresmitte auf Talfahrt. Konjunkturoptimisten halten den Schwarzsehern jedoch entgegen: An Geschenken sparen Amerikaner als letztes. Das Geldausgeben entspreche ihrer Mentalität noch mehr als das Geldverdienen. Entscheidend sei die Signalwirkung vom traditionell "Schnäppchenfreitag" (schwarzer Freitag) genannten Auftakt. Am Brückentag nach Thanksgiving kamen einst die zuvor oft verlustreichen Geschäfte in die schwarzen Zahlen.

Anbieter im Mittelfeld tun sich schwer

Bis heute zählt der Schnäppchenfreitag zu den umsatzstärksten Tagen, doch immer mehr Amerikaner kaufen ihre Geschenke in letzter Minute. Erst an Heiligabend werden daher die Folgen für die US-Wirtschaft klar sein, die wie kaum eine andere vom privaten Konsum abhängt.

Wie in Europa laufen Discounterwaren noch ganz gut - so wie am anderen Ende der Skala sündhaft teure Luxusartikel. Anbieter im Mittelfeld tun sich dagegen schwer. Und natürlich holt sich der Online-Handel ein immer größeres Stück vom Kuchen: Auf den Schnäppchenfreitag folgt neuerdings "Cyber Monday" (Internet-Montag). Dann überbieten sich die Online-Händler mit Supersonderangeboten. (dpa/tc)