Linux- und Open-Source-Rückblick für Kalenderwoche 29

BitTorrent Sync Beta ist ausgegeben

23.07.2013
Von 
Jürgen Donauer war als Systemadministrator zunächst für Informix und später IBM tätig. Dann verschlug es ihn in das Rechenzentrum von Media-Saturn. Dort kümmerte er sich mitunter um die Webserver, Datenbankanbindungen und den Online-Shop. Anschließend war er als Redakteur im Bereich Linux für TecChannel tätig.
Ab sofort gibt es eine Beta-Ausgabe von BitTorrent Sync. Erstmals haben die Entwickler auch eine Android-Version des Synchronisations-Clients zur Verfügung gestellt.

Die COMPUTERWOCHE zeigt die wichtigsten Informationen zu Linux und Open-Source in Kalenderwoche 29. Ende letzter Woche ist ein mysteriöser Countdown auf ubuntu.com aufgetaucht, der eine Verbindung von zwei Oberflächen prophezeite. Die findige Netzgemeinde hat das Rätsel bereits nach einem Tag gelöst.

Wine ist als Version 1.6 erschienen. Linus Torvalds hat Kernel 3.11 "Linux for Workgroups" getauft. Außerdem soll er seinen Ton mäßigen, findet eine Intel-Entwicklerin. Mit LibreOffice 3.6.7 geht die 3.6.x-Serie zu Ende. Am Samstag Abend wurden die Ubuntu-Foren gehackt und zirka 1,8 Anmeldeinformationen gestohlen.

BitTorrent Sync Beta

BitTorrent Sync ist ein Filesharing-Applikation, mit denen man Daten zwischen eigenen Geräten oder denen von Freunden teilen kann. Interessant an der Sache ist, dass die Daten auf keinen Server zwischengespeichert sind. BitTorrent Sync benutzt dafür die gleiche P2P-Technologie wie BitTorrent. Somit ist es praktisch unmöglich, die Datenübertragung auszuschnüffeln. Sie geht direkt von einem Endanwendergerät zum anderen.

Während der Übertragung sind die Daten verschlüsselt. Sie starten BitTorrent Sync auf Ihrem Computer und geben eine oder mehrere Ordner frei. Für diese Verzeichnisse generiert die Software ein Schlüsselpaar. Nun können Sie diese Schlüssel auf dem entfernten Gerät verwenden. Möglich sind sowohl Lese- und Schreibzugriffe als auch nur lesen. Zusätzlich zeigt BitTorrent Sync einen QR-Code an.

Erstmals haben die Entwickler neben Clients für Linux, Mac OS X und Windows auch eine Android-Version zur Verfügung gestellt. Diese bekommen Sie wie gewohnt im Google Play Store. Die Android-App kann den QR-Code direkt lesen. Somit sparen Sie sich mühsame Eingaben der langen Schlüssel.

Für Windows und Mac OS X gibt es dedizierte Clients. Die Linux-Variante steuert sich über den Browser: https://localhost:8888. Die Linux-Variante unterstützt die Plattformen x86, x86_64, ARM und PowerPC. Somit können Sie BitTorrent Sync unter anderem auch auf NAS-Systemen wie zum Beispiel einem Synology betreiben. Sie können die Beta-Version der Synchronisations-Software von der Entwickler-Seite herunterladen. Eine Version für iOS soll bald folgen.

Ubuntu Edge

Über den Countdown auf der Ubuntu-Seite wurde gerätselt. Schnell wusste man, dass irgendetwas angekündigt wird, das sich Ubuntu Edge nennt. Denn Canonical hat sich den Trademark-Namen Ubuntu Edge gesichert und einen entsprechenden Domänennamen registriert.

Bereits einen Tag später wurde das Rätsel gelöst. Canonical hatte unachtsam Bilder auf einem Webserver liegen lassen. Diese haben eindeutig verraten, dass es sich bei Ubuntu Edge wohl um das erste Smartphone von Ubuntu handelt. Das hat natürlich schnell die Runde gemacht und auch der Countdown ist wieder verschwunden. Da hat man Canonical wohl die Party verdorben.

Wine 1.6

Ungefähr 10.000 Änderungen hat es in den 16 Monaten Entwicklungszeit gegeben. Zu den Highlights gehören ein nativer Treiber für Mac OS X. Damit hängt Wine auf dem Apple-System nicht mehr von X11 ab.

Weiterhin lässt sich Wine so einstellen, dass es der zu verwendenden Software Windows 8 vorgaukelt. Weiterhin ist ein Mono-Paket implementiert, dass .NET-Kompatibilität garantieren soll. Wenn es damit nicht klappt, können Anwender alternativ .NET 4.0 Runtime installieren.

Sie können Wine 1.6 als Quellcode herunterladen. Installations-Hinweise und Binärpakete für unter anderem Ubuntu, Debian, Fedora, Red Hat und openSUSE finden Sie im Download-Bereich der Projektseite.

Linus Torvalds turbulente Woche

In KW 29 drehte sich das Pinguin-Karussell mehr um den Linux-Vater als um den Kernel. Entwicklerin Sarah Sharp von Intel hat sich Torvalds zur Brust genommen und ihn aufgefordert, er möge seine Zunge zügeln. Sie würde sich den rohen Umgangston auf der Kernel-Mailing-Liste nicht mehr länger bieten lassen. Stellvertretend würde sie für alle zurückfauchen, die Linus Torvalds anbellt.

Der exzentrische Finne ließ das natürlich nicht so stehen. Er würde sich nur Leute zur Brust nehmen, die auch damit umgehen könnten oder es verdient hätten. Mit nur immer nett sein, komme man nicht weiter. Dann hat er Sharp noch Kekse angeboten, um auf die dunkle Seite zu wechseln.

Stein des Anstoßes war, dass Kernel-Entwickler Greg Kroah-Hartman eine zu volle Mailbox hat. Darauf hin haben Torvalds und Ingo Molnar geraten, dass er einfach auch mal laut werden müsse.

Auf der fachlichen Seite ist zu vermelden, dass sich Torvalds mit Linux-Kernel 3.11 einen Scherz erlaubt hat. Dieser wurde mit Anlehnung an Windows 3.11 "Linux for Workgroups" getauft.

Am Wochenende hat sich der Linux-Erschaffer noch einmal beschwert. Unüblich ist, dass es Torvalds zu ruhig ist. Normalerweise schimpft der Entwickler immer über zu viel eingereichte Patches. Diesmal seien es ihm deutlich zu wenig. Er mutmaßt, dass sich alle zu viele Gedanken um Klatsch und Tratsch machen und weniger um die Arbeit.

LibreOffice 3.6.7

The Document Foundatio hat LibreOffice 3.6.7 zur Verfügung gestellt. Es handelt sich hier um die letzte Wartungs-Version der 3.6.x-Reihe. Anwender und Firmen sollten sich langsam aber sicher eine Upgrade-Strategie für 4.0 oder das bald erscheinende 4.1 überlegen.

Sie können die aktuell stabilen Versionen von LibreOffice im Download-Bereich der Projektseite herunterladen.

Ubuntu-Foren gehackt

Zirka 1,8 Millionen Benutzernamen, Passwörter und Email-Adressen sollen sich unbekannte Angreifer aus der Datenbank ergaunert haben. Laut Canonical sind Ubuntu One und Launchpad nicht davon betroffen. Sollten Anwender gleich Passwörter auf diesen Diensten verwenden, möchten Sie diese umgehend ändern.

Schuld war wohl eine veraltete Version von vBulletin. Das Backend scheint nicht ausreichend geschützt gewesen zu sein. Canonical will die Sache schleunigst aufklären und hat die Foren nach Entdeckung des Einbruchs offline genommen. (mhr)