Bittere Medizin

19.08.1983

Der Heiligenschein, der das IBM-Datenbanktrio DB2/QMF/DXT noch beim Announcement Mitte Juni umgab, scheint inzwischen vollends verblaßt (siehe Seite 1). Die "wichtigste Ankündigung seit der /370", wie DB-Freaks noch vor wenigen Wochen schwärmten, stellte sich bei näherem Hinsehen als "Durchhalteparole" für performancehungrige IMS-Benutzer heraus. Als Ersatz für den Datenbank-Großvater IMS ist das relationale System jedenfalls nicht zu sehen.

Der DB2-Schreckschuß sollte offensichtlich auch in Richtung unabhängiger Datenbankanbieter losgehen, die mit ihren pseudorelationalen Systemen in letzter Zeit einige Achtungserfolge erzielen konnten. Durch das DB2-Announcement wird der Benutzer zunächst wieder einmal verunsichert und gleichzeitig der Wettbewerb blockiert.

Daß die neuen Datenbankprodukte zum heutigen Zeitpunkt auf keinen Fall als Patentrezepte zu sehen sind, liegt auf der Hand. IMS-User vermissen vor allem Integrationsmöglichkeiten zu ihrer hierarchischen Datenbank. Die Facility-Brücken, die Big Blue mit DXT und QMF schlagen will, erscheinen dabei als äußerst wackelig. Vor allem fehlen Stützbalken in Form von moderner Hardware. Ob es jedoch sinnvoll ist, den Rat der IBM zu folgen und den "Anwendungsfluß" auf schwimmenden Inseln, wie etwa dem "Information Center", zu überqueren, wird sich zeigen. Sicher ist, daß sich der Jumbo-User mit solchen Überlegungen unter heutigen Gesichtspunkten noch auf recht unsicherem Boden befindet.