Web

Bitkom sieht neuen Schwung für ITK-Branche

30.11.2004
Der Bitkom sieht die ITK-Industrie als Zugpferd der Gesamtwirtschaft und rechnet für das kommenden Jahr mit rund 10.000 neuen Arbeitsplätzen in der Branche.

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - "Es sieht gut aus in der ITK-Branche", lautet die zufriedene Bilanz von Willi Berchtold, Präsident des Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom). In seinem jüngsten Branchenbarometer rechnet der Verband nach einem Wachstum von 2,5 Prozent auf insgesamt 131,6 Milliarden Euro im laufenden Jahr für 2005 mit einer Steigerung der Umsätze um 3,4 Prozent auf etwa 136 Milliarden Euro. Damit bestätigten die Bitkom-Verantwortlichen ihre optimistischen Prognosen.

Dieses Wachstum sei Berchtold zufolge gerade vor dem Hintergrund der allgemeinen Wirtschaftsprognosen beachtlich. So gehen die großen Wirtschaftsinstitute und die Bundesregierung für 2005 von einem Wachstum der Gesamtwirtschaft in Deutschland zwischen 1,4 bis 1,7 Prozent aus. "Während dem allgemeinen Aufschwung die Puste auszugehen droht, entwickelt sich die ITK-Branche zum Zugpferd der Gesamtwirtschaft", jubelt der Bitkom-Präsident.

Laut einer Umfrage des Verbands unter seinen Mitgliedsunternehmen rechnen rund 74 Prozent der deutschen ITK-Firmen 2005 mit steigenden Einnahmen. Im Vorjahr hatten sich lediglich zwei Drittel der Befragten ähnlich optimistisch für 2004 geäußert. Als Antreiber des Marktes identifiziert Berchtold in erster Linie die Softwareunternehmen, IT-Dienstleister und Mobilfunkbetreiber. So sei beispielsweise die Softwarebranche geradezu euphorisch. 84 Prozent der Unternehmen rechnen hier für 2005 mit steigenden Umsätzen. Vor allem Sicherheitslösungen und Applikationen zur Steigerung der betrieblichen Effizienz seien gefragt. Wachstumsimpulse in den anderen Segmenten verspricht sich Berchtold durch Outsourcing und den neuen Mobilfunkstandard UMTS.

Angesichts dieser Prognosen hellt sich auch das Stimmungsbarometer des Bitkom deutlich auf. Nach 36,8 Punkten im September stieg der Index im Oktober 2004 auf 41,6 Punkte. Auch auf dem Arbeitsmarkt zeichnet sich nach Einschätzung des Branchenverbands eine Trendwende ab. Erstmals seit den Boom-Jahren um die Jahrtausendwende würden 2005 wieder neue Jobs in der deutschen ITK-Branche entstehen. 46 Prozent der befragten Unternehmen hätten angekündigt, im kommenden Jahr weitere Mitarbeiter einzustellen. Berthold rechnet mit rund 10.000 neuen Arbeitsplätzen. Aktuell beschäftigt die deutsche ITK-Branche rund 741 000 Menschen.

Damit sei zwar die Restrukturierungsphase der Branche weitgehend abgeschlossen, die Konsolidierung werde sich jedoch noch weiter fortsetzen, bilanziert Bernhard Rohleder, Geschäftsführer des Bitkom. Seinen Schätzungen zufolge haben 3000 bis 4000 deutsche ITK-Firmen in den zurückliegenden drei Jahren das Handtuch geworfen. Allerdings habe sich die Situation mittlerweile stabilisiert. Es würden wieder neue Firmen gegründet. Die Signale aus dem Startup-Sektor seien viel versprechend, ergänzt Berchtold. Es gebe neue innovative Ideen, mit denen die Szene wieder wachse. "Gute Ideen und gute Business-Pläne finden wieder Geld."

Um den Aufschwung nicht frühzeitig abzuwürgen, fordern die Bitkom-Verantwortlichen die verstärkte Unterstützung der Politik. So identifizierten nach wie vor über die Hälfte der Mitgliedsunternehmen die politischen Rahmenbedingungen als Markthemmnis Nummer eins. Vor allem die hohen Abgabenlasten, das starre Arbeitsrecht und Fehler in der Bildungspolitik würden die ITK-Branche behindern. Berchtold kritisiert in diesem Zusammenhang die geplanten Urheberrechtsabgaben und die auf Internet-PCs ausgedehnten Fernsehgebühren. "Damit werden innovative Produkte für die Kunden teurer", warnt der Bitkom-Präsident. "Das gefährdet unser Wachstum." (ba)