Jahr der Mathematik

Bitkom droht/fordert: Mehr Mathe und Informatik in Schule und Uni

23.01.2008
Der IT-Verband Bitkom hat zum "Jahr der Mathematik" gefordert, den Anteil technischer Fächer in Schulen und Hochschulen zu steigern. Bei der Vermittlung der Lerninhalte scheint es aber noch Probleme zu geben.

Der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom) hat zum offiziellen Start des "Jahres der Mathematik" von der Bildungspolitik mehr Aufmerksamkeit für die technischen Fächer in Schulen und Hochschulen gefordert. Derzeit entfallen in deutschen Schulen in der Sekundarstufe I (bis einschließlich Klasse 10) rund 22 Prozent der Stunden auf Mathematik und Naturwissenschaften. "Der Anteil dieser Fächer sollte auf ein Drittel des gesamten Unterrichts erhöht werden", plädierte Bitkom-Präsident August-Wilhelm Scheer. Zudem müsse die Informatik als wichtiges Anwendungsgebiet für die Mathematik zum Pflichtfach an Schulen werden. Rechnen sei eine Basisqualifikation, die jeder Mensch im täglichen Leben brauche, so Scheer. "Das Jahr der Mathematik ist eine ausgezeichnete Gelegenheit, die Faszination dieses Faches zu zeigen und den Kindern und Jugendlichen zu vermitteln: Rechnen macht Spaß – wenn es spannend und anschaulich vermittelt wird."

Das Problem von Mathe und Informatik an der Uni sind die hohen Abbrecherquoten: 50 Prozent bei Informatik, 60 Prozent bei Mathematik.
Das Problem von Mathe und Informatik an der Uni sind die hohen Abbrecherquoten: 50 Prozent bei Informatik, 60 Prozent bei Mathematik.
Foto: Destatis

Fehlende Mathematik-Kenntnisse seien heute ein wesentlicher Grund für die hohen Abbrecherquoten in den technischen Studiengängen, argumentiert der Verband. In der Mathematik würden rund 60 Prozent der Studienanfänger ihr Studium vorzeitig beenden oder in ein anderes Fach wechseln, in der Informatik liege die Abbrecherquote bei rund 50 Prozent. Ein weiteres Problem seien die langen Studienzeiten: An den Universitäten betrage die durchschnittliche Studiendauer im Fach Mathematik knapp zwölf Semester – bei einer Regelstudienzeit von neun Semestern. Noch länger benötigten die Informatiker mit 12,5 Semestern. Laut Bitkom sind die Uni-Absolventen in den Fächern Mathematik und Informatik im Durchschnitt zwischen 27 und 28 Jahre alt.

Mathematik-Kurse würden an den Hochschulen immer wieder dafür genutzt, vermeintlich nicht geeignete Studierende frühzeitig aus den Studiengängen "herauszuprüfen". "Überzogene und fachlich nicht notwendige Anforderungen an Mathematik-Kompetenzen sind ein Missbrauch, der beseitigt werden muss", forderte Scheer. Der Bitkom-Präsident plädiert dafür, die Studenten stärker zu fördern: "Die Studierenden werden in den Massenuniversitäten allein gelassen, und die Betreuung durch das Lehrpersonal ist in der Regel nur mäßig." Dies könne man aber nur ändern, wenn mehr Geld in die Lehre an den Hochschulen fließe.

Im Jahr 2006 haben sich laut Bitkom 16.938 Studierende für das Fach Mathematik eingeschrieben, ein Prozent weniger als im Jahr davor. Neuere Daten vom Statistischen Bundesamt liegen für diesen Studiengang nicht vor. In der Informatik ist die Anfängerzahl 2007 im Vergleich zum Vorjahr um vier Prozent auf 30.325 Erstsemester angestiegen. In der Mathematik sind mehr als die Hälfte der Studienanfänger Frauen, in der Informatik dagegen nur 18 Prozent. "Es herrscht ein erheblicher Mangel an Akademikern mit einer technischen oder naturwissenschaftlichen Qualifikation", sagte Scheer. "Wirtschaft und Wissenschaft brauchen mehr Experten mit einem technisch-naturwissenschaftlichen Hochschulabschluss." (ajf)

Mehr dazu?