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Bitkom dämpft Optimismus in Sachen Greencard

13.10.2000

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der IuK-Dachverband Bitkom ist in Sachen Green Card nicht mehr so euphorisch wie noch auf der CeBIT. Dessen Präsident Volker Jung zeigte sich auf der Herbstpressekonferenz der Herstellervereinigung in München zurückhaltend, was die Ausschöpfung des gesamten Kontingents von 20 000 ausländischen IT-Spezialisten aus Nicht-EU-Ländern angeht.

Bisher konnten erst rund 2000 Green Cards vergeben werden, bis Ende des Jahres sei mit der Besetzung von maximal 5000 Stellen durch Bewerber aus dem Ausland zu rechnen. Der Siemens-Manager führte dies auf die Tatsache zurück, dass die hiesige IuK-Branche nicht "die entsprechenden Angebote" erhalte. Vielen der Bewerber, die überwiegend aus den osteuropäischen Ländern kommen, fehle es an den notwendigen Sprachkenntnissen. Sie könnten "weder Deutsch noch Englisch". "Diejenigen, die wir mit dieser Initiative eigentlich ansprechen wollten, bekommen wir nicht", führte Jung weiter aus. Der IT-Standort Deutschland konkurriere weiter mit den USA, dorthin gingen "die eigentlichen IT-Professionals". Geringere Steuersätze sowie bessere Rahmenbedingungen der Firmen in der Neuen Welt führten dazu, dass inklusive der in den USA studierenden deutschen Informatik-Absolventen, die dort dann gleich einen Job in der IT-Industrie annehmen, der deutschen IuK-Branche jährlich

rund 10 000 Fachkräfte verloren gehen.

"Wir haben nicht nur ein Zuwanderungs- sondern darüber hinaus auch ein Abwanderungsproblem", betonte Jung. Die Schwierigkeit, genügend Stellen mit qualifizierten Mitarbeitern zu besetzen, bremse weiter das Wachstum der Branche. Trotzdem werde man das laufende Jahr mit Rekordraten abschliessen, die letztmals Ende der 80er Jahre erreicht wurden. So könne der Bitkom seine im Frühjahr gemachten Prognosen leicht nach oben korrigieren und für 2000 und vermutlich auch 2001 zweistellige Wachstumsraten von 10,4 beziehungsweise 10,3 Prozent ankündigen. Demnach wird der deutsche IuK-Markt im laufenden Jahr ein Volumen von 238 Milliarden Mark erreichen; im kommenden Jahr erwartet der Dachverband Inlandsumsätze von 262 Milliarden Mark und bereits 2003 soll die 300-Milliarden-Mark-Grenze deutlich überschritten werden.