Bitkom-Chef Berchtold gibt Entwarnung

01.10.2003
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Gerhard Holzwart begann 1990 als Redakteur der COMPUTERWOCHE und leitete dort ab 1996 das Ressort Unternehmen & Märkte.  Ab 2005 verantwortete er den Bereich Kongresse und Fachveranstaltungen der IDG Business Media GmbH und baute „IDG Events“ mit jährlich rund 80 Konferenzen zu einem der führenden Anbieter von ITK-Fachveranstaltungen in Deutschland aus. Seit 2010 ist Gerhard Holzwart geschäftsführender Gesellschafter der h&g Editors GmbH und ist in dieser Funktion als Event Producer, Direktmarketingspezialist und ITK-Fachredakteur tätig.        

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Mit einer vergleichsweise optimistischen Einschätzung der Lage hat der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e. V. (Bitkom) das Ende der Krise in der deutschen IuK-Industrie ausgerufen. Im kommenden Jahr soll die Branche wieder zulegen, 2005 sogar deutlich. Die großen Wachstumssprünge der Vergangenheit sind jedoch passé.

Pointierte Aussagen - dafür ist Willi Berchtold (Foto) bekanntermaßen immer zu haben. Der seit Juli amtierende neue Bitkom-Präsident und Geschäftsführer des Münchner Banknoten- und Chipkarten-Herstellers Giesecke & Devrient blieb denn auch bei seinem ersten Auftritt als Chef des deutschen IuK-Dachverbandes vor der Presse in Berlin nichts schuldig. Quasi mit einem Federstrich erklärte Berchtold die beiden vergangen Jahre, die der hiesigen IuK-Industrie einen bis dato nie da gewesenen Einbruch beschert hatten, zur Episode. Selbst im Krisenjahr 2002 lagen die Umsätze gut zehn Prozent höher als im Boomjahr 1999, führte er aus. "Es ist also ganz und gar nicht so, als sei die Branche abgeschmiert oder als habe sie an Bedeutung verloren. Die Wachstumserwartungen wurden nicht realisiert. Darum geht es - nicht mehr und

nicht weniger, bei aller Dramatik im Einzelfall!"

Es sei, so der oberste Bitkom-Repräsentant weiter, wie beim Wetter, wo es eine "objektive und eine gefühlte Temperatur" gebe. Man habe die konjunkturelle Überhitzung Ende der 90er mit der Normaltemperatur verwechselt, ohne zu merken, dass man Fieber hatte. Der gleiche Fehler wurde anschließend wieder gemacht, nur mit umgekehrten Vorzeichen. Heute bewege sich die IuK-Industrie aber nicht mehr "nahe dem Gefrierpunkt", sondern in einer Zone "mit gemäßigtem Klima". Das sei gesund, und dort könne man "wachsen". "Die Flaute ist nun zu Ende."

Berchtold untermauerte dieses Statement mit den neuesten Prognosen zur Marktentwicklung. Demnach rechnet der Bitkom für das laufende Jahr - wie schon auf der CeBIT angekündigt - mit einer schwarzen Null. Die Umsätze der hiesigen IuK-Branche sollen wie 2002 bei insgesamt 131 Milliarden Euro liegen. Für das kommende Jahr ist ein Wachstum um zwei Prozent auf voraussichtlich 134 Milliarden Euro zu erwarten. Im März hatte der Verband hier noch ein Plus von bis zu drei Prozent in Aussicht gestellt. Am erkennbaren Aufschwung sei aber, so Berchtold sinngemäß, trotzdem nicht mehr zu zweifeln. Laut jüngsten Umfragen unter den Bitkom-Mitgliedsfirmen rechne die Hälfte aller Unternehmen bereits 2003 wieder mit steigenden Umsätzen, jede fünfte Company plane sogar mit einem Plus von mehr als fünf Prozent. Insgesamt sei die Branche "gereift". Zwar bewege man sich weiterhin in einem hoch volatilen Markt, doch würden die Ausschläge nach oben oder unten in

Zukunft abflachen.