Für den Start seiner ECM-Aktivitäten (Enterprise Content Management) wählte der Bitkom die DMS-Expo in Stuttgart, wichtigster Branchentreff der deutschen Szene. "Es gab erhebliches Interesse großer ECM-Firmen, das Thema innerhalb des Bitkom zu verstärken", begründete Axel Pols, Bereichsleiter Marktforschung und Außenwirtschaft beim Bitkom, den Start der Initiative. "Wir wollen eine attraktive Plattform etablieren und die Branche politisch vertreten." Zu den Firmen, die den Bitkom zu den ECM-Plänen ermunterten, zählen unter anderem Ceyoniq, COI, d.velop, Docuware, Easy Software, ELO, Trovarit sowie Zöller & Partner.
Persönliche Anfeindungen im VOI
Die ECM-Initiative des Bitkom startet nur wenige Wochen nach den gescheiterten Fusionsverhandlungen mit dem VOI (Verband Organisations- und Informations-systeme). Im Juli hatte der VOI die Gespräche nach heftigen internen Widerständen und zum Teil persönlichen Anfeindungen abgebrochen. Dabei gab es nachvollziehbare Argumente für beide Positionen: Vor allem kleine Anbieter fürchteten in einer großen Organisation wie dem Bitkom um eine angemessene Aufmerksamkeit für ihre Anliegen.
Die Befürworter erhofften das Gegenteil. "ECM ist zum integralen Bestandteil der Unternehmens-IT geworden. Damit wachsen die Anforderungen das Thema zu erläutern", sagte Bernhard Zöller, Geschäftsführer von Zöller & Partner und ehemals VOI-Verstandsmitglied. "Der Bitkom bietet dafür die notwendigen Ressourcen." Der gesamte VOI-Vorstand, der die Fusion einstimmig befürwortet und vorangetrieben hatte, trat nach dem Abbruch der Gespräche geschlossen zurück - und macht nun beim Bitkom weiter.
Dort forcieren die Manager künftig die ECM-Aktivitäten und wildern zugleich im Revier vom VOI. Dessen neuer stellvertretender Vorstandsvorsitzender Klaus-Peter Elpel wiegelte auf der Pressekonferenz zur DMS Expo die Bedeutung der neuen Konkurrenz ab: "Der Bitkom ist anders ausgerichtet als der VOI, er arbeitet mehr politisch. Die Stärke des VOI ist die Fachlichkeit. Das ist vor dem Hintergrund der aktuellen Herausforderungen im Markt wichtig", erläuterte er die Unterschiede.
Eine derartige Abgrenzung der Zuständigkeiten war vom Bitkom indes nicht zu hören. Auch die angekündigten ECM-Aktivitäten lassen nicht darauf schließen, dass sich der größte deutsche IT-Fachverband mit Lobbyarbeit bescheiden wird. "Der VOI ist unnötig in Defensive geraten", kommentierte ein DMS-Experte die Vorgänge. "Der Bitkom wird sich kaum mit Rücksicht auf den VOI in seinen Aktivitäten bremsen lassen."
Geplant sind etwa Arbeitskreise zu Themen wie E-Mail-Management, Business Collaboration, CRM, Compliance und Cloud Computing. Inhaltliche Kompetenz bringen die ECM-Anbieter innerhalb des Bitkom ein. Einige von ihnen haben ihre Mitgliedschaft im VOI gekündigt, um sich auf die Verbandsarbeit im Bitkom zu konzentrieren.
VOI verliert Mitglieder
Sollte sich die Mitgliederwanderung vom VOI zum Bitkom verstärken, muss sich der DMS-Fachverband um die Finanzierung sorgen. Zurzeit gibt es laut Elpel 250 bis 260 Mitglieder, zumeist sind es kleinere Anbieter. Zum Vergleich: Der Bitkom zählt rund 1000 Vollmitglieder. Das sind zwar nur viermal so viele, doch der Einfluss des Verbands auf Politik, Gesellschaft und Wirtschaft ist erheblich. Dafür sorgen nicht zuletzt die großen IT- und auch ECM-Anbieter, die den Verband für ihre Lobbyarbeit einspannen. (jha)
IT&Business und DMS Expo
Vom 20. bis zum 22. September 2011 finden auf dem Stuttgarter Messegelände sowohl die DMS Expo als auch die Fachmesse IT&Business statt. Die Aussteller zeigten sich mit dem Konzept, die Messe auf das Fachpublikum aus dem in Süddeutschland stark verankerten Mittelstand auszurichten, sehr zufrieden. Messechef Ulrich Kromer stellte ihnen auf der Eröffnungspressekonferenz 15.000 Besucher in Aussicht. Das wäre eine ordentliche Steigerung gegenüber Vorjahr, als 10.300 Interessenten kamen. Doch Masse scheint den Anbietern nicht besonders wichtig: "Die hohen Ansprüche an Besucherzahlen sind nicht erforderlich, bedeutsamer ist die Qualität der Fachbesucher", betonte Reiner Glatz, Geschäftsführer des VDMA und Mitglied im Messebeirat. Kritik gab es am frühen Termin im September. Der Großteil der Messevorbereitung falle damit in die Ferienzeit in Baden-Württemberg und Bayern, bemängelte Stephan Dürr, Marketing Manager von Oxaion. "Wir freuen uns auf das Jahr 2012, dann findet die IT&Business Ende Okober statt." Der spätere Termin im kommenden Jahr ist allerdings nicht den Wünschen der Aussteller geschuldet, sondern dem Terminplan des allgemeinen Messekalender in Deutschland, räumte Messechef Kromer ein.