Bischoff: "Der Mainframe lebt"

05.07.2006
Von Herrmann Gfaller

BISCHOFF: Ja, aber so kann man nicht rechnen. Auf Mainframes laufen meist keine Softwareprodukte von der Stange, sondern kritische Anwendungen, die in Tausenden von Mannjahren entstanden sind. Diese Eigenentwicklungen umzuschreiben wäre vielen Unternehmen zu teuer. Und selbst mit Virtualisierung und Automatisierung fehlt Linux-Systemen die Robustheit und Ausfallsicherheit von Großrechnern. Es gibt Unternehmen, etwa im Finanzbereich, die sich keine Sekunde ungeplante Ausfälle leisten können.

CW: Wächst nicht eigentlich durch Fusionen und Globalisierung der Bedarf an großrechnertypischen Eigenschaften wie umfangreichen In- und Output-Operationen oder Verfügbarkeit rund um die Uhr?

BISCHOFF: Wenn ein Unternehmen sehr hohe Ausfallsicherheit für große Datenvolumen braucht, dann wird es beim Mainframe bleiben. Aber wenn ihm eine Sicherheit von 99,99 Prozent reicht, dann wird es versuchen, mit Standardhardware und oft auch mit Standardsoftware auszukommen. Deshalb haben viele Unternehmen die weniger kritischen Anwendungen von ihren Mainframes geholt.

CW: Wenn die Zahl der Großrechner immer geringer wird, wann ist dann der Punkt erreicht, an dem sich der Entwicklungs- und Produktionsaufwand für FSC nicht mehr rechnet?

BISCHOFF: Wir liefern 2007 noch einmal neue Mainframe-Hardware auf /390-Basis aus, die wiederum Ende 2009 mit einem "State-of-the-Art"-Multi-Core-Prozessor weiterentwickelt wird. Inzwischen arbeiten wir an Intel-Architekturen wie etwa der Primequest-Server-Linie, auf die wir BS2000 und damit die Großrechnereigenschaften transportieren. Damit stellen wir eine Hardwareplattform bereit, die dem Anforderungsprofil unserer Kunden gerecht wird, und brauchen nicht mehr im großen Stil in Mainframe-Hardware zu investieren. Das dürfte auch bei der IBM nicht viel anders sein.

CW: Sie entwickeln also eine Migrationsstrategie in Richtung Intel-Plattormen?

BISCHOFF: Richtig.