Neue 110010: Univac speckt den Jumbo ab:

Bis auf die Zykluszeit blieb alles beim alten

10.10.1975

SULZBACH/TAUNUS - Das neue Univac-System 1100/10 (Seite 1) kann als Einzelprozessor-Anlage 1100/11 oder als Mehrprozessor-System 1100/12 eingesetzt werden. Die kleinsten 1100-Familienmitglieder sind für Benutzer konzipiert, die bereits absehen können, daß sie mit Univacs Topmodell der nächst kleineren Serie, dem System 90/70, an Kapazitätsgrenzen stoßen werden und dann in einer Sackgasse landen, aus der sie nur schwer herauskämen. Zum anderen aber auch für Interessenten, die unbedingt eine Multiprozessor-Anlage brauchen und nicht gewillt sind, bei IBM gleich zwei Systeme anzumieten.

Für die 145/158-Lücke

Die neuen 1100/10-Rechner sollen von der Leistung her genau den Bereich abdecken, der zwischen einer 370/145 und einer 870/158 liegt, - da klafft bekanntlich eine Lücke, die - so die Univac-Marktstrategen - nicht jeder IBM-Anwender so ohne weiteres überspringen kann. Die Vermutung liegt nahe, daß Univac mit der jüngsten Ankündigung ausschließlich marktpolitische Ziele verfolgt, zu sehr gleichen die Neulinge den 1100/20-Systemen, die erst in diesem Frühjahr vorgestellt wurden (CW Nr. 13 vom 27. 3. 1975): Der Hauptspeicher in MOS-Aüsfuhrung ist in Kapazitätsstufen von 131 K (36 Bits) bis 524 K Worte ausbaufähig.

Gebremste Sparversion

Einziger Unterschied: die Zykluszeit des 1100/10-Hauptspeichers ist mit 1125 Nanosekunden gegenüber 875 Nanosekunden beim größeren Bruder leicht - und nicht direkt proportional zum Preis - gebremst. Darüberhinaus bietet auch das 1100/10-System die komplette Skala der bekannten 1100er-Peripherie, zu der neuerdings zusätzlich die preiswertere Magnetband-Einheit Uniservo 14 (800/1600 bpi) gehört.

Für die Überlegung, daß der neben Honeywell Bull schärfste IBM-Konkurrent mit den 1100/10-Modellen wohl nur gedrosselte Sparversionen der 1100/20-Rechner vermarkten will, spricht auch, daß ein System 1100/10 im Feld nachträglich auf das größere System umgerüstet werden kann.

Das Betriebssystem ist für alle Univac-Großrechner dasselbe: OS/1100.

Erprobte Software

Wichtig für 1100./10-Anwender ist, daß das Remote Processing System RPS-1100 zur Verfügung steht, mit dem "unerfahrene Benutzer" im Dialogbetrieb Dateien aufbauen, verändern und auswerten können. Weitere bekannte Software, die Univac den Benutzern der nunmehr kleinsten Systeme der 1100er-Serie bietet: Das Datenschutzsystem TSS (Terminal Security System), das Timesharing-System CTS/ 1100 (Conversational Timesharing System), die Datenübertragungs-Software GCS (General Communication Subsystem) und das DMS/1100 (Data Management System), ein nach Codasyl-Normen erarbeitetes System zur Strukturierung und Verwaltung von Datenbanken.

Einstieg bei 60 000 Mark

Die Monatsmiete einer typischen 1100/ 10-Einstiegs-Konfiguration beträgt im Ein-Jahres-Vertrag 67 000 Mark einschließlich Wartung - wer sich auf 60 Monate bindet, kann von einer Miete von 58 700 Mark ausgehen. Dafür bekommt man: Zentraleinheit 1100/11 mit Bildschirmkonsole, 131 K 36-Bit-Worte in MOS, 2 Plattenlaufwerke 8425 mit je 53,8 MB, 2 Magnetbandstationen Uniservo 14, Drucker (800 Zeilen Min.) und Kartenleser (1000 Karten/Min.).