Kostenlose 0800-Rufnummern sorgen für Streit

Billigangebote vom Handy ins Festnetz erzürnen die Telekom

31.07.1998

Die deutsche TK-Szene hat ein neues Politikum. Stein des Anstoßes sind die jüngsten Angebote von Providern wie First- und Alpha Telecom, die es Kunden ermöglichen, billig vom Handy ins Festnetz zu telefonieren. Zu diesem Zweck müssen sich die Teilnehmer über eine kostenlose 0800-Nummer in einen Rechner einwählen, der dann das geführte Gespräch vom Handy aus freigibt. Tagsüber kostet dieser Service bei First Telecom 38 Pfennige pro Minute, nachts 20 Pfennige, und liegt damit erheblich unter den Preisen der Telekom-Tochter T-Mobil.

Den Bonnern scheint dieser Billigtarif jedoch ein Dorn im Auge. Laut First Telecom hat die Telekom dem Anbieter Worldcom die Leitungen blockiert, um das Service-Angebot des Frankfurter Providers auszuhebeln. First Telecom bezieht von Worldcom seine Leitungskapazität. Besonders erbost sind die Frankfurter über das Gebaren der Telekom. Der TK-Riese habe Angaben Worldcoms zufolge erst fünf Minuten vor der Abschaltung in einem Fax auf die bevorstehende Maßnahme hingewiesen.

Die Deutsche Telekom rechtfertigt die Aktion hingegen mit dem Argument des Vertragsbruches. Bei der Vereinbarung mit dem US-Carrier Worldcom über die kostenfreien Servicenummern sei eine Mischkalkulation von 93 Prozent Festnetz- und sieben Prozent Mobilfunktelefonaten zugrunde gelegt worden. Durch die Angebote von First Telecom und anderen Providern sei diese Vertragsgrundlage nicht eingehalten worden. Worldcom wies indes die Vorwürfe der Telekom zurück und teilte mit, eine solche Regelung sei nie Vertragsbestandteil gewesen.

Von der überraschenden Abschaltung war übrigens nicht nur First Telecom, sondern auch Alpha Telecom betroffen. Der Frankfurter Provider, der mit einem ähnlichen Billigangebot wirbt, mietet ebenfalls von Worldcom Leitungskapazitäten an. Per einstweiliger Verfügung hat Worldcom unter- dessen die Freischaltung erwirkt.