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Softwareanbieter befürchten regen Handel mit gebrauchten Lizenzen

Billigalternative Gebrauchtsoftware

16.08.2004

Konsolidierung sorgt für überschüssige Lizenzen

SAPs Hoffnungen auf ein anziehendes Lizenzgeschäft werden auf Anwenderseite eher skeptisch beurteilt. So seien Kosteneinsparungen und Konsolidierung nach wie vor ein großes Thema, berichtet beispielsweise Stefan Kramer, Leiter Konzerneinkauf Software und IT-Dienstleistungen bei der Hypovereinsbank. Daraus resultiere zwangsläufig auch eine Diskussion, wie Unternehmen beim Einkauf sparen könnten. Überlegungen in Sachen Softwarelizenzen habe das Finanzinstitut angestellt, als der Bedarf nicht mehr stieg. So seien die Softwarehersteller in den vergangenen Jahren davon ausgegangen, dass die Anforderungen und der Markt ständig weiterwachsen würden. "Diese Position ist so nicht mehr haltbar."

Aufgrund von Stellenabbau und anderen Sparmaßnahmen habe die Hypovereinsbank auf einmal vor dem Problem nicht mehr genutzter Lizenzen gestanden. An einem Gebrauchtmarkt interessiert Kramer daher vor allem die Chance, nicht benötigte Softwarelizenzen zu verkaufen. Der Manager hat nach eigenen Angaben bereits Kontakt mit Susensoftware aufgenommen, um die Möglichkeiten auszuloten. "Wenn der Anbieter nicht verhandlungsbereit ist, muss man sich den Gebrauchtmarkt als ernsthafte Alternative überlegen."

Hinsichtlich nicht mehr genutzter Lizenzen zeigen sich die Softwareanbieter bislang wenig kompromissbereit. Das bekam beispielsweise ein Oracle-Anwender zu spüren, der namentlich nicht genannt werden möchte. Im Rahmen einer Server-Konsolidierung hätten die Verantwortlichen des entsprechenden Unternehmens überlegt, ob noch alle Oracle-Lizenzen benötigt würden, und hätten eine Reduzierung der Wartung und der zugehörigen Gebühren verlangt. Das sei jedoch bei Oracle nicht gut angekommen. Der Datenbankspezialist habe zunächst ein Audit angesetzt, um die tatsächliche Oracle-Nutzung zu messen, berichtet der Anwender. Diese Vermessung habe sich jedoch mit der Frist einer möglichen Kündigung der Lizenzwartung überschnitten. "Kein Mensch wird jedoch unter einem offenen Audit seine Lizenzen kündigen."

Als die Firma weiter auf einer Reduzierung der Lizenzwartung beharrte, habe Oracle kurzerhand den gesamten Supportvertrag gekündigt. Um den Druck auf den Anwender, der für seine geschäftskritische Datenbank auf einen funktionierenden Support angewiesen ist, weiter zu erhöhen, habe Oracle zwar einen neuen Vertrag angeboten. Für jeden Tag ohne gültigen Support verlangte Oracle jedoch einen Aufschlag.