Monopolprozeß gegen Microsoft ist eröffnet

Bill Gates wird Falschaussage unter Eid vorgeworfen

23.10.1998

Microsoft wird vorgeworfen, durch den Mißbrauch seines Betriebssystem-Monopols gegen Kartellgesetze verstoßen zu haben. Dabei soll das Unternehmen auf rechtswidrige Weise andere Firmen für den Kampf gegen den Browser-Konkurrenten Netscape eingespannt haben.

Staatsanwalt Stephen Houk, der die Interessen der zwanzig ebenfalls klagenden Bundesstaaten vertritt, rief das Gericht auf, eine "umfassende Lösung" zu suchen. Wie diese allerdings aussehen soll, bleibt bislang im dunkeln. Tatsächlich rechnet in der Branche niemand mit einer Zerschlagung des Softwarekonzerns.

Nach Darstellung der Kläger versuchte Microsoft ursprünglich, den Markt zwischen sich und Netscape aufzuteilen, und als das nicht gelang, habe das Unternehmen beschlossen, den Konkurrenten zu zerstören. Zu diesem Zweck hat Microsoft begonnen, den eigenen Browser "Internet Explorer" zu verschenken und gleichzeitig Geschäftspartner gezwungen, Netscape-Produkte zu boykottieren. So hat sich Hewlett-Packard bei Microsoft beklagt: "Ihr Unternehmen wäre in diesem Bereich mit Sicherheit nicht unser Lieferant, wenn uns Ihre Aktivitäten auf diesem Gebiet (Browser, Anm. der Red.) eine andere Wahl gelassen hätten." Zu den Unternehmen, die von Microsoft unter Druck gesetzt wurden, gehören laut Anklage auch Intel, Intuit, Apple und Sun. Weniger zimperlich war angeblich der Online-Dienst America Online. Aus diesem Unternehmen wird folgendes Gates-Angebot zitiert: "Wieviel müssen wir zahlen, damit Sie Netscape fallen lassen? Heute ist Ihr Glückstag."

Eigentlich sollte Microsoft-Chef Bill Gates bei dem Prozeß im Hintergrund bleiben. Das haben jedoch die Staatsanwälte verhindert. Sie werfen ihm vor, er habe unter Eid die aggressiven Methoden seines Unternehmens zur Erringung der Marktkontrolle im Internet falsch dargestellt.

Konkret geht es dabei um ein Treffen mit Netscape im Juni 1995. E-Mails und Kurzmitteilungen würden belegen, daß Gates damals versucht hat, den Browser-Hersteller zum Verzicht auf Geschäfte im Windows-Umfeld zu überreden. Nach einem vor Gericht zitierten Memo war er sogar dazu bereit, Netscape Geld zu geben, "etwa um Teile des Unternehmens zu kaufen oder auch für etwas anderes". Als sich Netscape dennoch unkooperativ zeigte, wurde laut Anklage ein Feldzug gestartet, der "unter Inkaufnahme von vorübergehenden Verlusten direkt gegen Netscape und dessen Umsatz gerichtet war".

Aufgrund dieser persönlichen Verwicklungen von Gates geben sich die Kläger nicht mehr mit der Zeugenaussage auf Video zufrieden, die dem Gericht bisher vorliegt. Sie wollen den Microsoft-Chef ins Kreuzverhör nehmen.